Siegmund, Franz d. Ä. von (1823-1900), Industrieller und Politiker

Siegmund Franz von d. Ä., Industrieller und Politiker. Geb. Reichenberg, Böhmen (Liberec, Tschechien), 9. 4. 1823; gest. ebd., 11. 9. 1900; röm.-kath. – Sohn von Wilhelm d. Ä., Neffe von Franz Florian, Bruder von Wilhelm S. d. J. (alle s. d.). S., der um 1840 Teilhaber im väterl. Unternehmen, den Feintuchfabriken Wilhelm Siegmund, Reichenberg-Friedland, geworden war, übernahm 1864 deren alleinige Leitung und konnte sie auf dem erreichten Niveau weiterführen. Darüber hinaus engagierte er sich für die wirtschaftl. Entwicklung von Reichenberg und Umgebung, v. a. als Vizepräs. (1858–69) und Präs. (1869–82) der Reichenberger HGK. Er setzte sich bes. für die Verkehrserschließung der Gegend ein, förderte den Bau der Bahnstrecke Reichenberg–Friedland–Seidenberg–Görlitz sowie – gem. mit Johann v. Liebig (s. d.) – der Reichenberg-Pardubitzer Bahn und war Verwaltungsrat dieser sowie der Nordwestbahn und der Südnorddt. Verbindungsbahn. Daneben war S., u. a. auch an der Gründung der Versicherungsanstalt Concordia (1867) und der Errichtung der Reichenberger Bank (1872) beteiligt, Dir. der Reichenberger Wechselseitigen Brandschadenversicherung sowie Ehrenkurator des Nordböhm. Gewerbemus. in Reichenberg. S. spielte auch im polit. Leben Nordböhmens eine Rolle, so gehörte er ab Ende der 50er Jahre bis 1864 dem Reichenberger Stadtverordnetenkollegium an, 1864–69 dem böhm. LT und 1879–83 dem RR. 1873 Juror bei der Weltausst. in Wien, wurde er im selben Jahr nob. 1877 wurden seine Söhne Franz v. S. d. J. (geb. Reichenberg, 20. 10. 1850; gest. Friedland, Böhmen / Frýdlant, Tschechien, 12. 10. 1912), und Ernst v. S. (geb. Reichenberg, 20. 4. 1852; gest. Friedland, 6. 7. 1917), die schon in jungen Jahren in das väterl. Geschäft eingetreten waren, Ges. Letzterer, Stadtverordneter und Delegierter der Mildenauer Kammgarnspinnerei Anton Richter & Söhne, wurde nach dem Tod seines Bruders Chef der Friedländer Fabrik.

L.: NFP, 13., Die Ind., 15. 9. 1900; Reichenberger Ztg., 12. (Beilage), 13. 9. 1900, 13., 14. 10. 1912 (beide zu Franz v. S. d. J.), 7. (A.), 8. 7. 1917 (beide zu Ernst v. S.); Großind. Österr. I/4, S. 137; Hahn, 1879; Hanzalová; Lex. böhm. Länder; Lišková; E. Tobisch, Der Gewerbever. der Stadt Reichenberg, 1875, passim; A. F. Ressel, Heimatskde. des Reichenberger Bez. 1, 1903–04, bes. S. 274, 671; Heimatkde. des Bez. Reichenberg in Böhmen 4, ed. E. Gierach u. a., 1938, S. 316; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J., S. 74f.; AVA, Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 246f.
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