Siegmund Wilhelm d. Ä., Industrieller. Geb. Reichenberg, Böhmen (Liberec, Tschechien), 29. 3. 1792; gest. ebd., 8. 2. 1868. – Bruder von Franz Florian S., Vater von Franz v. S. d. Ä. und Wilhelm S. d. J. (alle s. d.). S. übernahm 1814 die Färberei seines Vaters, Florian S., in Reichenberg, erwarb moderne Spinnmaschinen und mietete die sog. Bergmühle im Katharinenberger Tal, deren Kapazität jedoch bald nicht mehr ausreichte. 1821 übersiedelte der Betrieb in eine leerstehende Fabrik in Grünwald bei Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou), 1825 konnte wegen des steigenden Absatzes – v. a. in Italien, später auch in den USA – eine neue Tuchfabrik in Röchlitz (Rochlice) bei Reichenberg erbaut werden, die S. jedoch bald wieder verkaufte, um, ermuntert von Christian Gf. Clam-Gallas, 1833–35 auf der Grundherrschaft Friedland (Frýdlant) einen großen Betrieb zu errichten. Wollager und Färberei waren nebst Tuchlager und Comptoir in Reichenberg verblieben, Niederlagen befanden sich in Wien und Brünn (Brno). S., ein sehr innovativer Unternehmer, war stets um den neuesten techn. Fortschritt bemüht, womit er auch eine gewisse Beispielwirkung für die Region ausübte; durch eine geschickte Sozialpolitik, insbes. die seit 1849 eingeführte Krankenkasse, gelang es ihm, oft mehrere Generationen von Arbeiterfamilien an den Betrieb zu binden. Die Produkte der Fa., glatte und gemusterte Tuche aller Art, für die die Rohstoffe aus Böhmen, Mähren, Ungarn und später auch aus Übersee bezogen wurden, waren qualitativ hochwertig und wurden bei diversen Ausst. ausgez. Um 1840 wurden seine Söhne und Schwiegersöhne Teilhaber der Fa., die ab 1864 von seinem Sohn Franz allein geführt wurde.