Sigora von Eulenstein, Anton Heinrich (1772-1821), Komponist, Violinist und Beamter

Sigora von Eulenstein Anton Heinrich, Komponist, Violinist und Beamter. Geb.Wien, 7. 6. 1772; gest. ebd., 14. 11. 1821; röm.-kath. – Sohn des Einnehmers im „Aufschlagsamt für kleines Vieh“ Franz Joseph S. v. E. (nob. 1794). Er trat 1786 als Praktikant in das Amt seines Vaters ein, wurde 1787 ebendort Amtsschreiber, 1892 Ingrossist bei der k. k. Banko-Hofbuchhaltung, 1800 Raitoff., und war zuletzt Rechnungsoffizial. Abseits von dieser über subalterne Stellungen nicht hinausgehenden berufl. Tätigkeit konnte S. v. E. jedoch im Wr. Musikleben seiner Zeit einige Beachtung finden. Er war ein gewandter Violinist, nahm Unterricht im Generalbaß und in der Komposition (daß er, wie behauptet, ein Schüler Mozarts gewesen sei, läßt sich nicht beweisen) und soll auch regelmäßig musikal. Dilettantenauff. geleitet haben. Neben Violin- und Klavierstücken, Quartetten, Liedern und kirchenmusikal. Werken schrieb er hauptsächl. die Musik zu Schauspielen, Singspielen, Pantomimen und dergleichen. Er begann 1799 am Theater i. d. Leopoldstadt mit dem kom. Singspiel „Die Geisterseherin“ (Text von Joseph Richter) und lieferte 1800 mit dem musikal. Ritterschauspiel in 3 Akten „Adolf der Kühne, Raugraf von Dassel“ (Text von Leopold Huber, s. d.) bzw. 1804 mit der dreiaktigen kom. Zauberoper „Der Teufelsthurm bey Linz“ (Text von Huber) Beitrr. zu den zu dieser Zeit gängigen Sujets. Ab 1806 schrieb S. für das Theater an der Wien, u. a. 1812 das Singspiel in 3 Akten „Vetter Damian“ (Text von Perinet, s. d.). Seine Operette „Der gebesserte Lorenz“ erlebte 25 Wiederholungen.

W.: Die schott. Familie (militär. Oper, Text von Heinrich Stache), uraufgef. 1805 (Partiturabschrift, Univ.bibl., Wien); Der Perückenmacher (Posse, Text von A. Hasenhut, s. d.), uraufgef. 1806; Der gebesserte Lorenz (Operette, Text von Gewey, s. d.), uraufgef. 1813 (Partiturabschrift, Musiksmlg., Österr. Nationalbibl., Wien); etc.
L.: (Wr.) Theater-Ztg. 1, 1806, S. 9f., 5, 1812, S. 162f., 7, 1814, S. 65f.; Allg. Theaterztg. 15, 1882, S. 216; Allg.Wr. Musik-Ztg. 3, 1843, S. 142; Schilling; Wurzbach; F. S. Gaßner, Universal-Lex. der Tonkunst, Neuausg.1849; O. Bauer, Opern und Operetten in Wien, 1955, s. Reg.; P. Tomek, Die Musik an den Wr. Vorstadttheatern, phil. Diss. Wien, 1989, s. Reg.; Finanz- und Hofkammerarchiv, Wien.
(Ch. Fastl – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 256
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