Silberer, Geza; Ps. Sil-Vara (1876-1938), Journalist und Schriftsteller

Silberer Geza, Ps. Sil-Vara, Journalist und Schriftsteller. Geb. Werschetz/Versecz, Ungarn (Vršac, Jugoslawien), 1. 12. 1876; gest. Wien, 5. 4. 1938; mos., dann konfessionslos. – Sohn des Zahnarztes Salomon (1842–1922), Bruder von Rosa S. (s. d.). S. besuchte die Mittelschule in Wien und ging als 18jähriger nach England, wo er sich in verschiedenen Gelegenheitsberufen durchschlug. Einem Zusammentreffen mit Th. Herzl (s. d.) anläßl. eines Wienbesuchs verdankte es S., daß eine seiner frühen Arbeiten in der „Neuen Freien Presse“ veröff. wurde. Bald wurde S. ständiger Mitarb. und schließl. bis 1914 Nachfolger von Max Bach als Londonkorrespondent dieses Bl. S., der daneben auch für andere angesehene dt.sprachige Ztg. schrieb, zählte zu den besten Kennern der engl. polit. Verhältnisse. Seine journalist. Porträtsmlg. „Englische Staatsmänner“, 1916, wurde in fünf Sprachen übers., daneben schrieb er auch Darstellungen über bedeutende Institutionen und übers. aus dem Engl. 1913 debüt. er erfolgreich als Dramatiker mit „Die Frau von vierzig Jahren“, die auch nach Kriegsende häufige Auff. erlebte. Während des 1. Weltkriegs (ab 1916 Lt.) war er im Mai 1915 an der galiz. Front, worüber er im Auftrag der „Neuen Freien Presse“ das „Tagebuch (bzw. Feldpostbriefe) eines Wiener Landsturmmannes“ verf., später Referent im Rahmen der literar. Gruppe des Kriegspressequartiers und 1917/18 ein Jahr lang Pressereferent an der österr. Botschaft in Stockholm, wo er bes. mit der Analyse der angelsächs. Presse befaßt war und eine Smlg. von Gefangenenbriefen veröff. Nach dem Ende der Monarchie betätigte er sich als Ghostwriter an den Memoiren von Prinz Ludwig zu Windischgraetz („Vom roten zum schwarzen Prinzen“, 1920) und nahm i. d. F. seine journalist. und essayist. Tätigkeit für die „Neue Freie Presse“ wieder auf. Als Schriftsteller trat S. insbes. mit populären Dramen hervor („Brand im Schloß“, 1923, „Mit der Liebe spielen“, 1920, etc.), die auch an dt. Theatern aufgef. wurden, verf. aber auch Filmdrehbücher und beschäftigte sich mit Problemen des Films.

W.: Blick vom Kahlenberg, 1907; Londoner Spaziergänge, 1914; Ein Wr. Landsturmmann. Kriegstagebuchaufzeichnungen aus Galizien, 1915; Die Gitana, 1916; Briefe aus der Gefangenschaft, 1917; Mädchenjahre einer Kgn., 1933; etc.
L. (auch unter Sil-Vara): AZ, 8. 2. 1920; Neues Wr. Journal, 14. 4. 1927, 9. 2. 1930; NWT, 1. 12. 1936; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Hdb. jüd. AutorInnen; Jb.der Wr. Ges.; Kosch; Univ. Jew. Enc.; Wininger; F. Milleker, Sil-Vara. Sein Leben und seine Dichtungen, 1923; A. Schnitzler, Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnis 1879–1931, 2000, s. Reg.; HHStA, Tagbl.Archiv, WStLA, alle Wien; Mitt. Peter Michael Braunwarth, Wien.
(Th. Venus)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 261
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