Singer Heinrich Joseph, Jurist. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 28. 6. 1855; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 19. 8. 1934; röm.-kath. – Bruder von Edmund S. (s. d.) und Friedrich (Fritz) S. (s. u. Edmund S.). S. stud. 1872–77 an der Univ. Wien Jus, u. a. bei Ivo Pfaff und Maassen (beide s. d.). 1877 Dr. jur., 1879 Habil. für „Canonisches und materielles österreichisches Civilrecht“, nachdem er bereits 1877 mit seiner ersten Veröff. zum österr. Eherecht ein kanonist. wie zivilist. gleich aktuelles Thema behandelt hatte. 1880 ao., 1885 o. Prof. für Kirchenrecht an der Univ. Czernowitz (Černivci); 1886/87 Dekan, 1887/88 Rektor. Nach dem Tod Anton Nissls (s. d.) war S. 1891–96 o. Prof. für Kirchenrecht an der Univ. Innsbruck, anschließend o. Prof. desselben Faches an der dt. Univ. Prag; 1925 i. R. Bereits in Czernowitz hatte S. mit jenen literatur- und quellengeschichtl. Forschungen begonnen, die, auf der Schulung durch Maassen gründend, zu seinen Editionen von Werken der Schule der Dekretisten führten. S. stellte der Edition der „Summa“ des Rufinus durch Johann Friedrich v. Schulte seine eigene entgegen, die nicht nur den auf den besten Hss. beruhenden Text, sondern auch musterhafte quellenkrit. Abhh. bietet und von der Fachwelt sofort anerkannt wurde. Von der Akad. der Wiss. in Wien mit der Inventarisierung und Verwertung des wiss. Nachlasses von Maassen betraut, konnte S. mit diesem als Grundlage zwei weitere bedeutsame Beitrr. zur Dekretalenforschung liefern. Eine seiner letzten Arbeiten galt dem Konkordat von 1855, wobei er in scharfer Form gegen dessen günstige Beurteilung durch Hussarek v. Heinlein (s. d.) Stellung nahm. S. war ab 1884 mit Theresia Schenkl (geb. Prag, 22. 9. 1857), einer Tochter des klass. Philologen Karl Schenkl und Schwester von Marianne Schrutka v. Rechtenstamm (beide s. d.), verheiratet.