Skrejšovský, Jan Stanislav (1831-1883), Zeitungsherausgeber, Journalist und Politiker

Skrejšovský Jan Stanislav, Zeitungsherausgeber, Journalist und Politiker. Geb. Libischan, Böhmen (Libišany, Tschechien), 7. 1. 1831; gest. Wien, 14. 10. 1883; röm.- kath. – Bruder von František S. (s. d.). Nach Gymn.besuch in Königgrätz (Hradec Králové) und Prag stud. S. 1847–52 Phil. und Jus in Prag; 1852 Dr. jur. Zuerst bei der Finanzlandesdion. in Prag, danach als Konzipient bei der Finanzbez.dion. in Saaz (Žatec) tätig, war er 1858–61 Beamter im Finanzmin. in Wien. 1861 trat S. aus dem Staatsdienst aus und gründete 1862 in Prag das dt.sprachige Tagbl. „Politik“, das sich jedoch für tschech. Interessen einsetzte. 1863–73 war S., ein enger Weggefährte F. Palackýs (s. d.), böhm. LT-Abg. für die alttschech. Nationalpartei, wobei er als Verfechter der passiven Resistenz nach dem Ausgleich 1867 hervortrat. Im selben Jahr gründete er das Tagbl. „Národní pokrok“ (ab 1869 „Pokrok“) und 1874 das Volksbl. „Brousek“. 1868 gehörte S. zu den Mitbegründern der Prager Gewerbebank. Neben J. Grégr (s. d.) war er der erste moderne tschech. Ztg.hrsg., ein großzügiger, polit. Risiko eingehender, aber auch umstrittener Unternehmer und Politiker, der in seinen Methoden nicht wählerisch war. So kaufte er vor den sog. Chabrus-LT-Wahlen 1872 im Interesse der tschech. Föderalisten die Güter mehrerer Großgrundbesitzer auf, womit er sich allerdings in Schulden stürzte. Dazu trug einerseits die Wirtschaftskrise bei, andererseits versuchte die Regierung, seinen beachtl. oppositionellen Einfluß zu neutralisieren. So wurde er 1873 wegen angebl. Umgehung der Inseratensteuer zu einer Haftstrafe verurteilt. 1876 mußte S. seine Druckerei und die Ztg. „Politik“ an die alttschech. Genossenschaft verkaufen, blieb aber bis 1878 deren Chefred. In diese Zeit fiel auch sein Grundsatzstreit mit F. L. v. Rieger (s. d.) über die polit. Orientierung der Nationalpartei. Nach einer schweren Tätlichkeit gegen ein Mitgl. der Genossenschaft entlassen, gründete er 1878 das Bl. „Epoche“, das bis 1880 erschien. In diesem Jahr übersiedelte S. nach Wien, wo er mit finanzieller Unterstützung der Regierung die Z. „Parlamentär“ und das Tagbl. „Tribüne“ hrsg., deren Chefred. er zugleich auch war. 1881 gründete er den Polit. Klub österr. Nationalitäten in Wien.

L.: Bohemia, 15., 16., Parlamentär, Prager Tagbl., Politik, 15. 10. 1883 (beide A.); Prager Presse, 3. 4. 1938; Svobodné noviny, 12. 7. 1947; Lišková; Otto; Wurzbach; M. Navrátil, Almanach českých právníků, 1904 (m. B.); A. Srb, in: Pokroková revue 9, 1913, S. 69ff., 158ff., 290ff., 392ff., 10, 1914, S. 386ff., 431ff.; H. Traub, in: Tribuna 10, 1928, Nr. 15; ders., in: Duch novin 4, 1931, Nr. 1–2, S. 1ff.; F. A. Soukup, in: Naše zahraničí, 1931, Nr. 2; B. Kašparová, J. S. S. a list „Politik“ v letech 1862–67, DA Praha, 1966; M. Müller, J. S. S. a česká politika 60. a 70. let 19. století, DA Praha, 1985; O. Urban, Die tschech. Ges. 1848–1918, 1–2 (= Anton-Gindely-R. zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropas 2), 1994, s. Reg.
(M. Sekera)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 335
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