Škroup (Skraup), František (Franz) Seraf (1801-1862), Kapellmeister, Komponist und Sänger

Škroup (Skraup) František (Franz) Seraf, Kapellmeister, Komponist und Sänger. Geb. Wositz, Böhmen (Osice, Tschechien), 3. 6. 1801; gest. Rotterdam (Niederlande), 7. 2. 1862; röm.-kath. – Sohn des Lehrers und Komponisten Dominik Š. (1766–1833), Bruder von Jan Nep. Š., Onkel von Zdenko Hans Skraup und Karl Skraup (alle s. d.). Š. besuchte 1814–19 das Gymn. in Königgrätz (Hradec Králové), wo in den dortigen gesellschaftl. Kreisen seine lebenslängl. tschech.- patriot. Gesinnung geweckt wurde. Ab 1822 stud. Š. an der Univ. Prag Jus (kein Abschluß), ab 1824 trat er im Chor des Prager Ständetheaters auf, an dem 1826 (mit Š. in der Titelrolle) die Urauff. seiner Oper „Dráteník“ (Der Drahtbinder, Text von J. K.Chmelenský, s. d.), der ersten tschech. Oper mit originalem Text und originaler Musik, erfolgte. 1827 wurde er Zweiter Kapellmeister des Ständetheaters (mit zusätzl. Verpflichtung für die tschech. Opernvorstellungen); an diesem fand 1834 die Urauff. des Schauspiels „Fidlovačka“ von Josef Kajetán Tyl mit Š.s Bühnenmusik statt, das Lied „Kde domov můj?“ wurde 1918 zur tschechoslowak., 1993 zur tschech. Staatshymne. Ab 1837 war Š. Erster Kapellmeister des Ständetheaters für die dt. Oper, wurde 1857 gegen seinen Willen pensioniert und leitete ab 1860 die neugegr. dt. Oper in Rotterdam. Š. beeinflußte bis 1837 in entscheidender Weise die Entstehung und Entwicklung des tschech. Opernbetriebs, seine Arbeit als Orchestererzieher kam auch den dt.sprachigen Vorstellungen zugute, deren Schwerpunkt auf der französ., italien. und dt. Oper lag. Ihm sind auch die Prager Erstauff. von Wagners „Tannhäuser“ (1854), „Lohengrin“ und „Der fliegende Holländer“ (beide 1856) zu verdanken. Neben seiner intensiven Tätigkeit als Konzert- und Oratoriendirigent ist auch seine Hrsg. (gem. mit Chmelenský) der Smlg. „Věnec ze zpěvů vlastenských“ mit tschech. Gesellschaftsliedern und Opernfragmenten mit tschech. Texten und bes. seine Tätigkeit (1836–45) als Organist und Kantor an der reformierten Prager Alt Schul (jetzt Span. Synagoge) hervorzuheben. Die melod. Invention in seinen Opernkompositionen blieb auf den Bereich des romant. und des Gesellschaftsliedes beschränkt; „Dráteník“ und „Fidlovačka“ jedoch gewannen im tschech. polit. Leben symbol. Bedeutung.

W. (auch s. u. Plavec; Kabelková): 2 Messen; Litaneien; synagogal. Gesänge; Opern; Bühnenmusik; Ballettmusik; Chöre; Lieder; Kammermusik. – Nachlaß, České muz. hudby, Praha, Tschechien.
L.: Bohemia, 2., 5. 12. 1857, 15. 2. 1862; ČHS; Grove, 2001; Grove, Opera; MGG (auch für Dominik Š.); Národní divadlo; Otto; Rieger; Wurzbach; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1888, passim; V. Šmejkal, Píseň písní národu českého, 1941; J. Plavec, F. Š., 1941; Věnec ze zpěvů vlastenských, ed. ders., 1960; Dějiny českého divadla 2, 1969, s. Reg.; J. Tyrrell, Czech Opera, 1988, s. Reg.; M. Bártová, in: Opus musicum 24, 1992; Auf der Suche nach der poet. Zeit. Der Prager Davidsbund ..., ed. B. Lomnäs u. a., 1–2, 1999, s. Reg.; M. Kabelková, in: Kontexte. Musica Iudaica 2000, red. V. Reittererová – H. Reitterer, 2002; P. Petráněk, F. Š., Der Meergeuse (= Národní divadlo. Opera, Sezona 2002/2003), 2003 (u. a. mit Dokumenten zum Opernwerk F. Š.s).
(J. Ludvová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 337
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