Šmaha, Josef (1848-1915), Schauspieler und Regisseur

Šmaha Josef, Schauspieler und Regisseur. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 2. 8. 1848; gest. Frauenthal, Böhmen (Pohled, Tschechien), 11. 5. 1915. – Sohn eines Werkmeisters. Š. arbeitete nach Besuch der Unterrealschule in Pardubitz (Pardubice) kurze Zeit wie sein Vater bei der Eisenbahn. 1864 ging er gegen den Willen der Eltern zum Theater und sammelte 1867–74 als Mitgl. der Ges. von Dir. Pavel Švanda z Semčice die für seine spätere Laufbahn wichtigsten Erfahrungen. 1874–78 war Š. Mitgl. des Interimstheaters in Prag, verließ es aber nach einem Konflikt mit dem Direktorium und gastierte danach an verschiedenen Bühnen, u. a. in Klagenfurt und Agram (Zagreb). 1879 wieder am Interimstheater (ab 1883 am Nationaltheater), war er an diesem bis 1905 als Schauspieler, ab 1884 auch als Regisseur tätig. Š. pflegte rege Kontakte mit anderen Theatern in Böhmen und im Ausland (1893 war er in den USA; Gastregien in Berlin und in Agram). Er war auch pädagog. tätig, 1892–94 an der Dramat. Schule des Nationaltheaters, 1902–04 an seiner eigenen Privatschule für Opernsänger. 1906–09 war Š. der erste Dir. des Bulgar. Nationaltheaters in Sofia, wo er ebenfalls eine Theaterschule gründete. Als Schauspieler charakterisierte er seine Gestalten mit den Mitteln des spätromant. Theaters, seine Domäne waren trag. Charaktere und Intriganten (etwa Shakespeares Lear, Jago und Shylock oder Molières Tartuffe). In tschech. Werken begründete er eine Tradition der schauspieler. Gestaltung von Bauern und Bürgern (z. B. Bušek in Ladislav Stroupežnickýs „Naši furianti“ oder die Titelrolle in František Adolf Šuberts „Jan Výrava“). Seine Spielweise und sein Sinn für Musik kamen in der Urauff. des tschech. Bühenmelodrams „Hippodamie“ von Jaroslav Vrchlický und Z. Fibich (s. d.), 1893, zur Geltung. In seinen Regiearbeiten stützte sich Š. auch auf seine ausländ. Erfahrungen (z. B. bezügl. des Meininger-Modells), konzipierte sie möglichst individuell, ohne sich an Theaterkonventionen zu halten; ganz bes. beeinflußte er die tschech. Opernregie. Von großem dokumentar. Wert sind seine tw. selbständig, tw. in der Tagespresse publ. Erinnerungen, die das Bild des tschech. Theaters in der 2. Hälfte des 19. Jh. vermitteln. 1901 Ritter des Franz-Joseph-Ordens.

W.: Dělali jsme divadlo, 1982; Lustspiele; etc.
L.: Národní listy, 2. 7. 1915; Národní divadlo (m. Rollenund Regieverzeichnis und Rollenbildern); B. Benoni, Moje vzpomínky a dojmy 1–2, 1917–19, s. Reg.; O. Fischer,Činohra Národního divadla … 1900, 1933, s. Reg.; V. Tille, Činohra Národního divadla … 1900 do převratu, 1935, s. Reg.; L. Novák, Stará garda Národního divadla, 1944, S. 211ff.; L. Klosová, in: Listy z. dějín českého divadla 2, 1954, bes. S. 92ff., 243ff.; V. Hepner, Scénická výprava na jevišti Národního divadla 1883–1900, 1955, bes. S. 81ff., 93ff.; S. Němečková, Operní inscenace J. Š., DA Akad. múzických umění Praha, 1969; Dějiny českého divadla 3, 1977, s. Reg.; V. Reittererová – H. Reitterer, Vier Dutzend rothe Strümpfe ... Zur Rezeptionsgeschichte der „Verkauften Braut“ ... (= Theatergeschichte Österr. 3/4), 2004, s. Reg.; J. Panenka – T. Součková, Prodaná nevěsta, 2004, s. Reg.
(J. Ludvová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 362f.
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