Smigelschi, Octavian (1866-1912), Maler

Smigelschi Octavian, Maler. Geb. Großlogdes, Siebenbürgen (Ludoş, Rumänien), 21. 3. 1866; gest. Budapest (Ungarn), 10. 11. 1912. – Sohn eines nach Siebenbürgen geflüchteten Notars aus poln. Kleinadel. Nach Besuch des Brukenthal-Gymn. in Hermannstadt (Sibiu), wo er seinen ersten Zeichen- und Malunterricht bei dem Maler und Kunstpädagogen Carl Dörschlag erhielt und eine lebenslange Freundschaft mit Arthur Coulin, F. Schullerus (s. d.) und Robert Wellmann begann, stud. S. 1884–89 an der Zeichenlehrerschule in Budapest bei Bertalan Székely und István Groh. 1887 unternahm er gem. mit Groh, Schullerus und Wellmann eine erste Stud. reise nach München, wo ihn bes. die Arbeiten von Arnold Böcklin beeindruckten; weitere Stud. reisen nach Wien, Dresden und wiederum München folgten. 1890–91 arbeitete S. als Zeichenlehrer in Schemnitz (Banská Štiavnica), anschließend in Elisabethstadt (Dumbrăveni) und beteiligte sich ab 1890 regelmäßig an Gruppenausst. In dieser Zeit entwickelte er großes Interesse für die rumän.- orthodoxe Kirchenmalerei und schuf Ende der 1890er Jahre die ersten Ikonen und Ikonostasen für siebenbürg. Dorfkirchen in Simtschal (Sâncel) und Großilva (Ilva Mare). Auf weiteren Stud. reisen, so 1898–99 nach Italien (Venedig, Ravenna, Florenz) und 1904 in die Walachei, Moldau und Bukowina, untermauerte er einerseits seine Kenntnis der monumentalen Sakralmalerei des italien. sowie des ostkirchl. Raums, andererseits setzte er sich mit der mittelalterl., aber auch mit der neueren rumän.-orthodoxen Kirchenmalerei auseinander. Seinem steigenden Ansehen als Kirchenmaler hatte S. schließl. den Auftrag für sein Hauptwerk, die Kuppelfresken und die Ikonostase der orthodoxen Kathedrale in Hermannstadt (1904–05), zu verdanken. Nach 1906 übernahm S. mehrere kleine Aufträge für rumän. Dorfkirchen in Siebenbürgen und im Banat und erhielt 1908 von Bischof Fraknói (s. d.) ein Stipendium für Rom, das er allerdings nur wenige Monate in Anspruch nehmen konnte. S. s wichtigster Beitr. zur Entwicklung der siebenbürg. Kunst ist der Versuch, die rumän. Kirchenmalerei durch den Zusammenfluß von byzantin. Elementen sowie solchen der italien. Renaissance in einer modernen, dekorativen Monumentalmalerei zu erneuern. Zu seinem Œuvre zählen weiters realist. Porträts und Szenen aus dem Bauernleben in der Tradition der Maler des Leibl-Kreises sowie große an Böcklin und Franz v. Stuck erinnernde symbolist. Kompositionen.

W.: s. u. Iorga.
L.: Siebenbürg.-Dt. Tagebl., 14. 11. 1912; Bénézit; Művészeti Lex. I und II; Thieme–Becker; Művészet 12, 1913, S. 15ff., 295ff.; N. Iorga, Expoziţia retrospectivă O. S., Sibiu 1963 (Kat., m. B. und W.); N. Lăptoiu, in: Incursiuni în plastica transilvăneană, 1981, S. 35ff.; V. Vătăşianu, O. S., 1982; G. Seregélyi, Magyar festők és grafikusok adattára …, 1988; W. Myss, Kunst in Siebenbürgen, 1991, s. Reg.; Lex. der Siebenbürger Sachsen, ed. ders., 1993 (m. B.).
(M. J. Tataru)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 371f.
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