Sochor, Josef (1866-1931), Industrieller

Sochor Josef, Industrieller. Geb. Žlunitz, Böhmen (Žlunice, Tschechien), 10. 6. 1866; gest. Dvůr Králové nad Labem, Tschechoslowakei (Tschechien), 7. 6. 1931. – Aus einer Häuslerfamilie stammend; ab 1897 verehel. mit Paula (1871–1930), der Tochter des jüd. Textilunternehmers Julius Bauer. S. besuchte vier Jahre die Realschule in Jičin (Jičín) und erlernte dann das Färberhandwerk an der Gewerbeschule in Reichenberg (Liberec). Ab Mitte der 1880er Jahre war er bei verschiedenen Fa. in der Textilind. tätig, 1904 gründete er in Königinhof an der Elbe (Dvůr Králové nad Labem) eine mechan. Weberei, die er i. d. F. erweiterte. Während einer Stud.reise nach Frankreich, Dtld. und Russ.-Polen (1908) sammelte er Erfahrungen im Bereich des Textildrucks und begann nach seiner Rückkehr mit dem Bau einer Baumwolldruckerei, die 1910 in Betrieb genommen wurde. Während des 1. Weltkriegs gezwungen, die Arbeit in der Weberei und in der Druckerei (1915 bzw. 1916) einzustellen, dehnte KR S. seine unternehmer. Tätigkeit auf andere Produktionszweige aus und betrieb u. a. eine Mühle und ein Sägewerk. Die Arbeit in seinen Textilfabriken wurde 1919 wieder aufgenommen. Die Produkte der Fa. erreichten nicht zuletzt aufgrund der Designentwürfe bekannter Künstler ein hohes ästhet. Niveau, sodaß sie sich auch im Ausland, insbes. auf dem Balkan, durchsetzen konnten. 1930 wurde das Unternehmen in eine öff. Ges. umgewandelt, die zunächst von dreien seiner Söhne gebildet wurde: Zdeněk S. (geb. Lettowitz, Mähren / Letovice, Tschechien, 24. 10. 1898; gest. Montreux, Schweiz, 5. 4. 1988), der seit 1921 Prokurist der Fa. war und seit 1924 die Weberei und Druckerei leitete, Josef Stanislav S. (geb. Königinhof an der Elbe, Böhmen / Dvůr Králové nad Labem, Tschechien, 5. 9. 1900; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich/Polen, 20. 1. 1942, ermordet), Vertriebsleiter und seit 1928 Prokurist der Fa., und Robert S. (geb. Königinhof an der Elbe, 17. 12. 1904; gest. Blansko, Protektorat Böhmen und Mähren/Tschechien, 9. 1. 1945). 1940 wurde auch ein vierter Sohn, Pavel S. (geb. Königinhof an der Elbe, 4. 3. 1913; gest. KZ Flossenbürg, Dt. Reich/Dtld., 14. 6. 1942), Ges. der Fa., welche 1941 „arisiert“, nach dem 2. Weltkrieg verstaatlicht wurde. Neben seinen erfolgreichen unternehmer. Aktivitäten trat S. auch als Kommunalpolitiker hervor. So war er 1910–13 Mitgl. des Stadtrats in Königinhof und arbeitete bis 1919 in der Stadtvertretung. Er spendete bedeutende Summen für karitative Zwecke sowie für das Schul- und Gesundheitswesen. Auf wirtschaftspolit. Gebiet engagierte er sich in der örtl. Zweigstelle des Zentralverbands tschechoslowak. Textilindustrieller sowie in anderen Organisationen, die die Interessen der tschechoslowak. Textildrukkereien vertraten. 1926 setzte sich S. – gem. mit Baťa (s. d.) – für die Errichtung des tschechoslowak. Nationalkomitees für Wiss.- organisation ein.

L.: Prager Tagbl., 9. 4. 1931; Otto, Erg.Bd.; Köpfe der Politik, Wirtschaft, Kunst und Wiss. in Europa. Tschechoslowak. Republik, 1936, S. 235 (zu Josef und Zdenĕk S., m. B.); M. Šmídová-Jánoštíková, in: Z historie podkrkonošského textilu, 1971, S. 169ff.; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; M. Myška u. a., Historická enc. podnikatelů Čech, Moravy a Slezska do poloviny XX. století, 2003, S. 446f. (m. L. und Quellen); Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(J. Brabencová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 390f.
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