Sochor, Václav (1855-1935), Maler

Sochor Václav, Maler. Geb. Wobora, Böhmen (Obora, Tschechien), 7. 10. 1855; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 23. 2. 1935. – Sohn eines Bauern, Bruder des Architekten Edvard S. (1862–1937). Nach Besuch der Realschule in Laun(Louny) und in Rakonitz (Rakovník) stud. S. ab 1875 an der Prager ABK bei Eduard Rom und A. Lhota (s. d.). 1877–82 setzte er seine künstler. Ausbildung an der Münchner ABK und 1882–85 in Paris, wo er ab Frühjahr 1883 ein eigenes Atelier besaß, bei Charles Durand fort. Während der Pariser Jahre wurde S.s künstler. Entwicklung durch den auch in Böhmen geschätzten Alfred Philippe Roll, insbes. durch dessen maler. Virtuosität, erfindungsreichen Kolorismus, hohes Maß an Illusionismus und scharfer sozialkrit. Beobachtung, beeinflußt.Den größten Widerhall verzeichnete S., der mit Erfolg auch in Paris ausstellte, mit seinem „Fronleichnamsfest in Böhmen“, 1888, das die zeitgenöss. Kritik nicht nur als erstes großformatiges tschech. Pleinairbild, sondern auch als Beispiel einer außerordentl. künstler. Sensibilität für Licht und Atmosphäre würdigte. 1890 wurde S., wahrscheinl. durch Rolls Förderung, als einziger böhm. Künstler Mitgl. der Societé des Beaux Arts. I. d. F. wandte er sich, offenbar unter dem Einfluß der französ. Schlachtenmaler (u. a. Edouard Detaille), dem Militärgenre zu und galt nach seiner Rückkehr in die Heimat in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre als einer der bedeutendsten böhm. Vertreter der Schlachtenmalerei. Eine Reihe von illusionist. Bildern von hoher hist. Treue und mit österr.-patriot. Tendenz erreichte ihren Höhepunkt in zwei kolossalen Leinwänden mit Episoden aus der Schlacht bei Königgrätz (1901 bzw. 1908). 1908 stellte S. seine künstler. Aktivität völlig ein und lebte bis zu seinem Tod zurückgezogen in Prag.

W.: Im Bade, 1883, Vladimír Srb (beide Galerie Hlavního města, Praha); Die Vorhut, 1887 (Východočeská galerie, Pardubice); Kavallerietreffen bei Střesetitz, 1901, Todesbatterie, 1908 (beide Heeresgeschichtl. Mus., Wien); Liegender Knabenakt, Selbstbildnis, Porträt eines Alten, Mutter des Künstlers (alle Národní galerie, Praha); etc. – Nachlaß, Archiv Národní galerie, Praha.
L.: Národní listy, 31. 3. 1901, 19. 7. 1908, 18. 11. 1928; Bénezit; Hanzalová; Otto; Thieme–Becker; Toman; K. B. Mádl, Umění včera a dnes 1, 1904, S. 153ff.; V. S., Praha 1928 (Kat.); J. R. Marek, Gedächtnisausst. V. S., Hradec Králové 1937 (Kat.); Nová enc. českého výtvarného umění 2, 1995; M. Mžyková, Křídla slávy …, Praha 2000, S. 569, 594 (Kat.); R. Prahl, in: Dějiny českého výtvarného umění 3/1, 2, 1780–1890, ed. T. Petrasová – H. Lorenzová, 2001, S. 94f.
(V. Vlnas – S. Bartilla)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 391
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