Soffé, Emil Ludwig (1851-1922), Literaturhistoriker, Schriftsteller und Lehrer

Soffé Emil Ludwig, Literaturhistoriker, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 4. 10. 1851; gest. ebd., 20. 2. 1922; röm.-kath. – Bruder von M. Katholický (s. d.). Dem Wunsch seines Vaters entsprechend, war S. zunächst kaufmänn. tätig, beendete die Mittelschule erst später und stud. 1879–83 an der Univ. Wien dt. und engl. Philol. Ab 1884 wirkte er als Realschulprof. in seiner Heimatstadt, 1886 wurde er auch Prüfungskoär. für Engl. bei der Brünner Prüfungskomm. für allg. Volks- und Bürgerschulen. 1884 k. M. der Carlyle-Society in London. Bereits vor der Matura lieferte S. volkswirtschaftl. Beitrr. für die „Neue Freie Presse“, später publ. er u. a. in P. Ros(s)eggers (s. d.) „Heimgarten“ (1878–1916), im Leipziger „Grenzboten“ und in der Z. „Anglia“. S., ein angesehener Theater- und Kunstkritiker, betätigte sich auch im Ver.leben seiner Heimat, u. a. als Mitbegründer und Obmann des Eichendorff-Bundes. Er verf. zahlreiche literaturhist. (Schiller, Goethe, Shakespeare) sowie kultur- und religionsgeschichtl. Abhh., die tw. in Sammelbde. zusammengefaßt sind. Mit „Charles Sealsfield“, 1922, erschien nach S.s Tod nochmals eine eindrucksvoll komponierte Arbeit, ausgehend von Karl Postls (s. d.) Testament, bemüht um biograph. Hinweise in dessen Œuvre und – wie stets in S.s Werk – ausklingend in eine warmherzige Würdigung. S.s Schriften dokumentieren in großer Breite das europ. Kulturleben seit dem Hochmittelalter und überraschen durch Kenntnis kleinster Einzelheiten; sie verbinden Sachlichkeit mit Emotionalität der Darstellung. Auch seine Tochter, die Lehrerin Elisabeth S. (geb. Brünn, 15. 3. 1888; gest. Salzburg, Sbg., 27. 2. 1966), trat als Schriftstellerin hervor. 1945 aus Südmähren vertrieben, fand sie eine neue Heimat in Salzburg („Heimat meines Herzens“, 1966). V. a. ihre Romane zeigen eingehende Kenntnisse, reiche Phantasie und starke Anteilnahme.

W.: Die erlebten und literar. Grundlagen von Goethe’s dramat. Jugendwerken, 1888; Bunte Bll., 1899; P. Ritter v. Chlumecky, 1903; Aus meiner Stud.mappe, 1906; Vermischte Schriften, 1909; Mosaik, 1912; Bühne und Ges., 1918; Mitarb. an Nagl–Zeidler–Castle; etc. – Mitred.: Z. des mähr. Landesmus. 4ff., 1904ff.
L. (tw. auch für Elisabeth S.): Tagesbote (Brünn), 21., 22. 2. 1922 (beide A.); Sudetenpost, 5. 8. 1961; Giebisch– Gugitz; Hall–Renner; Hanzalová; Heller 3; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; B. Münz, in: Z. des mähr. Landesmus. 12, 1912, S. 127ff.; UA, Wien.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 395f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>