Sokol, Karel Stanislav; Ps. Prokop Staniš, Jiří Staněk, J. Skružný etc. (1867-1922), Politiker, Journalist und Verleger

Sokol Karel Stanislav, Ps. Prokop Staniš, Jiří Staněk, J. Skružný etc., Politiker, Journalist und Verleger. Geb. Heřmanměstetz, Böhmen (Heřmanův Městec, Tschechien), 5. 10. 1867; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 20. 3. 1922; röm-kath. – Sohn des Lehrers Josef S. (geb. Oberjelení, Böhmen / Horní Jelení, Tschechien, 4. 7. 1831; gest. Prag, Böhmen / Praha, Tschechien, 4. 4. 1912), der jungtschech. Abg. des böhm. LT (1895–1901) sowie RR-Abg. (1891) war. Nach Absolv. des Gymn. 1886 stud. S. an der phil. Fak. der tschech. Univ. Prag Philol. und war bereits während seines Stud. bei den radikalen oppositionellen sog. Fortschrittlern führend tätig, wo er den Akadem. Lesever. sowie den Studentenver. Slávia organisierte. 1889–92 gab er die Studentenz. „Časopis českého studentstva“ heraus, weshalb er der Univ. verwiesen wurde und ab 1890 seine Stud. in Wien fortsetzen mußte. S. beteiligte sich 1892–93 an der Hrsg. der WS „Neodvislost“ und 1893 der literar. Z. „Nové proudy“. Als Teilnehmer an der Omladina-Bewegung wurde er 1894 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, bereits 1895 jedoch amnestiert. Danach war er u. a. für die Z. „Radikální listy“ tätig und bemühte sich vergebl., die Einheit der fortschrittl. Bewegung am linken Flügel der jungtschech. Partei aufrechtzuerhalten. Er trennte sich daher 1899 von den Jungtschechen und gründete gem. mit Rašín (s. d.) die Staatsrechtl. radikale Partei (ab 1908 Staatsrechtl. fortschrittl. Partei); 1909–13 böhm. LT-, 1910–11 RR-Abg. S., der stets die radikalste Form des böhm. Staatsrechts vertrat, gehörte im 1. Weltkrieg zu den schärfsten Gegnern der tschech. Aktivitätspolitik und propagierte ab 1917 einen unabhängigen tschech. Staat. Im Februar 1918 war er am Zusammenschluß tschech. bürgerl. Parteien in der Staatsrechtl. Demokratie, die 1919 in Nationaldemokrat. Partei umbenannt wurde, beteiligt, war Mitgl. des Nationalausschusses, ab Oktober 1918 der Revolutionären Nationalversmlg. und 1920–22 des Senats. Nach 1918 wurde er auch Beisitzer des böhm. Landesverwaltungsausschusses, Intendant des Nationaltheaters, Vors. des Staatskonservatoriums und des böhm. Gewerberats. Lange Zeit wirkte er in nationalen Ver., wie der Nationalen Union für Nordböhmen, der er 1920–22 als Obmann vorstand, und in verschiedenen Journalistenver. Daneben war S. volksbildner. tätig, indem er Übers. bedeutender Werke der modernen Weltliteratur in diversen Buchreihen hrsg.

W.: s. u. Luft.
L.: České slovo, 21., Národní listy, 21., 22. 3. 1922; Otto; Otto, Erg.Bd. (beide auch für Josef S.); Pamětní lístek … K. S. S., 1924; Na paměť K. S. S. k 10. výročí jeho smrti, ed. J. Škába – B. Weigert, 1932; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; R. Luft, Parlamentar. Führungsgruppen und polit. Strukturen in der tschech. Ges. 1907–14, 2, phil. Diss. Mainz, 2001 (m. W. und L.).
(J. Pokorný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 400
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