Sonndorfer, Rudolf (1839-1910), Handelswissenschaftler und Lehrer

Sonndorfer Rudolf, Handelswissenschaftler und Lehrer. Geb. Böhmischkrut (Großkrut, NÖ), 14. 4. 1839; gest. Wien, 4. 12. 1910; röm.-kath. – Sohn eines Kaufmanns und ehemaligen Volksschullehrers. S. stud.1856–61 Mathematik, darstellende Geometrie und Maschinenlehre am Polytechn. Inst. und an der Univ. Wien, 1863 Dr. phil. der Univ. Leipzig mit einer Diss. über „Analytisch descriptive Untersuchungen über Sonnenuhren ...“. Er wandte sich dann dem Lehrfach zu und war ab 1860 an der Schottenfelder Oberrealschule in Wien tätig, daneben absolv. er astronom. Stud. als Volontär an der Wr. Sternwarte und publ. im Rahmen der Akad. der Wiss. Untersuchungen über Asteroiden. 1869–71 war S. –als damals einziger Mittelschulprof. – auch Bez.schulinsp., 1870–84 liberaler Abg. zum nö. LT, 1873–79 Mitgl. des nö. Landesschulrats. Auf Veranlassung von Czedik-Bründelsberg (s. d.) folgte er diesem 1872 an die Wr. Handelsakad., erweiterte deren Arbeitsgebiet um den Warenhandel und führte das Fach Usancenkde. und Warenkalkulation (später internationale Handelskde.) ein. Bereits 1872 war S. an der Organisation der akadem. Handelsmittelschule im Rahmen der Handelsakad. beteiligt und wurde deren stellv. Dir. 1873 wechselte er als Prof. der Usancenkde. und Warenkalkulation sowie als Fachvorstand des Warengeschäfts an die kurzlebige Handels-Hochschule in Wien. 1876 daneben wieder in der Dion. der Handelsmittelschule, oblag ihm 1877 die Reorganisation der Handelsakad. bei Auflassung der Handels-Hochschule und der Handelsmittelschule. Noch im selben Jahre wurde S. Dir. der Wr. Handelsakad. Seine bes. Verdienste lagen in der Hebung des Ansehens der Handelsakad. und – damit verbunden – in der Steigerung der Schülerzahl und finanziellen Sanierung und Konsolidierung. S., der u. a. den erstmals für das Jahr 1869 erschienen „Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-Kalender“ begründete und (ab 1883 gem. mit Melan, s. d.) hrsg., war auch fachpublizist. und als Autor von Unterrichtsbüchern tätig. Mit seiner viermal aufgelegten „Technik des Welthandels“, 1889, schuf er das Fundament für die weitere Entwicklung der Handelswiss., die sich in Österr. an der Exportakad. und an der Hochschule für Welthandel vollzog und zur Verkehrslehre als Tl. der Betriebswirtschaftslehre führte. 1905 i. R. S.s Leistungen wurden vielfach anerkannt: 1883 Reg.Rat, 1910 HR, Dir. der Prüfungskomm. für das Lehramt an höheren Handelsschulen (1899–1910), Hon.Doz. für allg. und internationale Handelskde. an der TH in Wien (1907–10), Prof. für internationale Handelskde. an der Oriental. Akad., Mitgl. des Versicherungsbeirats im Min.des Innern, Mitgl. des Staatseisenbahnrats, k. M. der Nö. HGK (1881–1910) etc.

W. (Erstaufl.): Theorie und Construction von Sonnen-Uhren ..., 1864; Lehrbuch der Geometrie ..., 2 Bde., 1865–67; Lehrbuch der internationalen Handelskde. ..., 1900 (gem. mit A. Schuster); etc. – Red.: Z. des österr. Ing.- und Architektenver. 19–21/H. 8, 1867–70.
L.: NFP, 5. 12. 1910 (A.); Österr. Z. für das kaufmänn. Unterrichtswesen 1, 1905, S. 185ff.; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller ..., 2. Ausg. 1910 (m. B.); Österr. Handelsschul-Ztg., NF 3, 1911, S. 1ff.; O. Krause, Biograph. Hdb. des NÖ LT 1861–1921, 2004, Ms., ÖBL, Wien; Archiv der TU, UA, beide Wien; UA Leipzig, Dtld.; Mitt. Werner Filek-Wittinghausen (†), Wien.
(K. Vodrazka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 420
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