Sonntag, Kuneš (1878-1931), Politiker und Fachpublizist

Sonntag Kuneš, Politiker und Fachpublizist. Geb. Deutschloosen, Mähren (Lazce, Tschechien), 19. 2. 1878; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 29. 3. 1931. – Aus einem Erbrichtergeschlecht stammend. S. besuchte 1889– 92 das dt. Gymn. in Mähr. Neustadt (Uničov), bis 1893 jenes in Mähr. Trübau (Moravská Třebová), danach 1893–95 die Fachschule für Müller und Mühlenbauer im sächs. Dippoldiswalde. Im Anschluß daran unternahm er eine Stud. reise durch Dtld., arbeitete 1895–96 in einer Mühle in Eisenach und besuchte daneben einen landwirtschaftl. Kurs an der Univ. Halle-Wittenberg. 1896 kehrte er in seine Heimat zurück und erwarb durch Heirat das Erbgericht in Střelitz (Střelice). Ab 1898 veröff. S. Beitrr. zu landwirtschaftl. Themen, Minderheitenproblemen etc. in Regionalztg., dann auch in Tagesztg. und Fachz. Zuerst der tschech. radikalen Fortschrittspartei angehörend, war er 1904 Mitbegründer und erster Sekr. der mähr.-schles. Agrarpartei, deren polit. Programm er ausarbeitete. Auch fungierte er als Zentralsekr. der Partei sowie als leitender Red. von „Selské listy“ in Olmütz (Olomouc). 1909 gründete er ein eigenes Organ, „Moravský venkov“, sowie 1911 die Landwirtschaftl. Aktien-Druckerei in Brünn (Brno). S. widmete sich v. a. den Problemen der Kleinbauern und Landarbeiter und propagierte bes. das Genossenschaftswesen: So war er 1908 Mitbegründer der Genossenschaftsmühle und der Bäckerei in Horka (Horka nad Moravou), 1909 Gründer des Rübenbauernverbands in Mähren, dessen langjähriger Vors. er auch war, 1906–19 Mitgl. des Zentralausschusses des Zentralverbands der tschech. landwirtschaftl. Genossenschaften in Brünn, 1909–19 Vizepräs. des mähr. Molkereiverbands. Ab 1912 gehörte S. dem mähr. LT an und war als Landesausschußbeisitzer für das Schulreferat zuständig. 1915–18 fungierte er als Präs. der Brünner Zweiganstalt der Kriegsgetreidezentrale und Mitgl. verschiedener wirtschaftl. Zentralstellen in Wien, ferner machte er sich 1917 um die Gründung der Brünner Filiale der Böhm. Agrarbank verdient. In den ersten Jahren der Tschechslowak. Republik hatte S. polit. Schlüsselstellen inne: 1918–20 Mitgl. der Nationalversmlg., gehörten die Gründung der Hochschule für Bodenkultur in Brno und die Regelung des landwirtschaftl. Schulwesens zu seinen Verdiensten, 1919–20 Finanzminister (1920 auch zeitweise Ernährungsminister), danach von Mai bzw. Juni bis September 1920 Handels- und Ackerbauminister. 1922 zog sich S. aus der Politik zurück und publ. nur noch zu wirtschaftl. und finanziellen Fragen. 1922 gründete er die Landwirtschaftskammer in Olomouc, 1924 war er Mitbegründer der Tschechoslowak. landwirtschaftl. Akad. und amtierte als deren Vizepräs. Seine wichtigste wirtschaftl. Funktion bekleidete er 1922–28 als Präs. der Anglo-tschechoslowak. Bank, die er dem Wr. Einfluß entziehen und reorganisieren konnte.

W.: s. u. Pamatcé K. S.
L.: Tagesbote, 30., 31. (A., m. B.), Dt. Ztg. Bohemia, Prager Tagbl. (m. B.), 31. 3. 1931; Otto, Erg.Bd.; Památce K. S., ed. E. Reich, 1932 (m. W.); M. Vávra, Padesát let vysoké školy zemědělské v Brně … 1, 1968; Politická elita meziválečneho Československa 1918–38, 1998 (m. B.); J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 427f.
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