Sotriffer, Johann Jakob (1796-1856), Bildhauer, Schnitzer und Schulleiter

Sotriffer Johann Jakob, Bildhauer, Schnitzer und Schulleiter. Geb. St. Ulrich, Tirol (Ortisei/St. Ulrich, Italien), 30. 1. 1796; gest. ebd., 28. 4. 1856; röm.-kath. – Sohn des Schnitzers Christian S. d. Ä. (geb. St. Ulrich, 25. 12. 1751; gest. ebd., 20. 1. 1830), der v. a. durch die künstler. Ausgestaltung von Orgelgehäusen bekannt wurde, Bruder von Joseph, Vater von Christian S. d. J. (beide s. u.). S., der seine bildhauer. Fähigkeiten hauptsächl. in der Schnitzwerkstatt des Vaters erworben hatte, wurde 1821 aufgrund einer Ausschreibung zum Leiter der geplanten Zeichnungsschule in St. Ulrich bestellt, mußte jedoch zuvor einen Hauptschulabschluß nachbringen und sich – neben einem Stud. der Bildhauerei an der Wr. ABK (1823–24, 1824 Gundel-Preis) – zusätzl. kunstgewerbl. Fertigkeiten, u. a. als Drechsler und Vergolder, aneignen. Im Jänner 1825 wurde die zur Förderung des Hausschnitzgewerbes im Grödnertal gedachte Zeichnungsschule unter S.s Leitung eröffnet, 1832 das Lehrangebot um das Unterrichtsfach Modellieren in Wachs erweitert. Bes. unterstützte S. die Grödner Hausschnitzer, indem er ihre Arbeiten an das Ferdinandeum in Innsbruck vermittelte; er verfertigte aber auch selbst zahlreiche Schnitzwerke, v. a. für kirchl. Auftraggeber, und fungierte als Armenfondsverwalter. Sein Bruder Joseph S. (geb. St. Ulrich, 18. 4. 1802; gest. ebd., 6. 5. 1885), röm.-kath., der 1828 vom Großen (Tiroler) Ständ. Ausschuß-Kongreß ein Kunststipendium für das Fach Plastik erhielt, arbeitete als Bildhauer und schuf Statuen sowie ornamentale Stücke für zahlreiche Tiroler Kirchen, etwa Engel für die Pfarrkirche in Brixen (Bressanone/Brixen). 1847–49 fungierte er als Gmd.vorsteher von St. Ulrich. S.s Sohn Christian S. d. J. (geb. St. Ulrich, 20. 11. 1835; gest. ebd., 18. 2. 1908), röm.-kath., nahm 1859 als Hptm. der freiwilligen Schützenkomp. am Feldzug gegen Italien teil und war 1866 Oberjäger beim Landsturm, danach Schützenhptm. 1876 gründete er die Freiwillige Feuerwehr St. Ulrich und war auch als Hauptorganisator für diejenige in St. Christina (Sta. Cristina Val Gardena) tätig. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Christian S. d. J. für kurze Zeit die Leitung der Zeichnungsschule. Daneben betrieb er auch lokalhist. Forschungen und engagierte sich für die Hebung des Fremdenverkehrs im Grödnertal.

W.: Hl. Bartholomäus, 1823 (Holz), Hl. Leopold mit Fahne, Immakulata, 1828 (beide Alabaster, nach A. Canova, alle Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); Putto (Zeichnung), Pietà (Alabaster, beide Grödner Heimatmus./Mus. de Gherdëina); etc.
L.: Der Tiroler, Tiroler Volksbl., 22. 2. 1908 (beide für Christian S. d. J.); Thieme–Becker; Wurzbach (auch für Joseph S.); Cal. de Gherdëina, 1979, S. 54ff.; Die tirol. Nation 1790–1820, Innsbruck 1984, S. 450, 481 (Kat.); R. Moroder, in: L’mus. de Gherdëina – Das Grödner Heimatmus., 1985, S. 104f.; M. Demetz, Hausierhandel, Hausind. und Kunstgewerbe im Grödental (= Tiroler Wirtschaftsstud. 38), 1987, bes. S. 165ff.; Archiv der ABK, Wien; Mitt. Anton Sotriffer, Bolzano/Bozen, Italien.
(Ch. Gruber – E. Hastaba)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 433f.
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