Soxhlet, Franz von (1848-1926), Agrikulturchemiker

Soxhlet Franz von, Agrikulturchemiker. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 12. 1. 1848; gest. München, Dt. Reich (Dtld.), 6. 5. 1926. – Sohn eines wallon. Schirmfabrikanten. S. stud. Naturwiss. und landwirtschaftl. Chemie an der Univ. Leipzig; 1872 Dr. phil. Noch im selben Jahr Ass. am landwirtschaftl. und tierphysiolog. Inst. in Leipzig, wechselte er 1873 als Adjunkt an die Landwirtschaftl. und chem. Versuchsstation Wien. 1879 o. Prof. für Agrikulturchemie an der TH München, wurde S. gleichzeitig zum Vorstand der Bayer. Landwirtschaftl. Zentralversuchsanstalt ernannt. 1913 trat er i. d. R. S. hat sich durch die Erfindung der noch heute gebräuchl. S.-Apparatur, eines Apparats zur Extraktion fester Stoffe, einen bleibenden Platz in der med. und chem. Fachterminol. und -praxis geschaffen. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Milch. 1879 stellte er seine Apparatur zur Bestimmung des Milchfettanteils im „Polytechnischen Journal“ vor. Er erforschte systemat. die Methode, Milch durch Erhitzen zu sterilisieren, was insbes. bei deren Verwendung als Säuglings- und Kindernahrung von großer Bedeutung war, entwickelte Rezepturen für die ernährungsphysiolog. Adaption von Kuhmilch und propagierte ein seinerzeit weit verbreitetes Gerät für die häusl. Sterilisation von Milchzubereitungen. Noch heute wird der S.-Henkel-Grad (SHo) als Angabe für den Säuregrad von Milch und damit als Maß für dessen Frische verwendet. S. befaßte sich auch mit der Milchgerinnung, der Herstellung von Trockenmilch, der Erzeugung von fettreicher Milch sowie der Produktion von Margarine. Er war der Inhaber einiger dt. Reichspatente für die Zuckerraffination und die Fabrikation von Zucker aus Stärke und gilt als einer der bedeutendsten Prof. der TH München. Weiten Kreisen wurde S. durch sein Vorgehen gegen Paul Wagner, den Leiter der Landwirtschaftl. Versuchsstation Darmstadt, bekannt, welcher 1910 der Fälschung von Analyseergebnissen zugunsten der Düngerphosphat-Fabrikanten beschuldigt wurde. 1894 Dr. med. h. c., 1911 kgl. Geh. Rat.

W.: s. u. Poggendorff.
L.: NFP, 14. 1. 1913, 13., WZ, 12. (A.), RP, 13. 1. 1918; DBE; Fischer; Poggendorff 3, 6 (beide m. W.); Wer ist’s?, 1914; Chem. Z. 50, 1926, S. 344; Münchner Med. Wochenschau 73, 1926, S. 994; Mitt. des Sudentendt. Archivs 83, 1986, S. 48ff.; R. K. Müller, in: ABC Geschichte der Chemie, 1989, S. 359; H. Klostermeyer, in:FS 125 Jahre TU München, 1993, S. 125; W. Böhm, in: Biograph. Hdb. zur Geschichte des Pflanzenbaus, 1997; Lex. der Chemie ... 1, 1998; Römpp Lex. Chemie 5, 1999; B. Orland, Food & History 1, 2003, S. 198f.; Th. Gerber, Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmed. 2, 2004, s. Reg.; Stadtarchiv, München, Dtld.
(Ch. Kopke – R. W. Soukup)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 438
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