Špála, Václav (Wenzel) (1885-1946), Maler und Graphiker

Špála Václav (Wenzel), Maler und Graphiker. Geb. Žlunitz, Böhmen (Žlunice, Tschechien), 24. 8. 1885; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 12. 5. 1946. –Bäuerl. Herkunft. Š. besuchte 1899–1902 in Königgrätz (Hradec Králové) die Schule für Kunstschlosserei und danach, da er an der Prager Kunstgewerbeschule nicht aufgenommen wurde, die Privatschule für Landschaftsmalerei von Ferdinand Engelmüller. Ab 1903 stud. er an der Prager ABK u. a.bei Bukovac (s. d.) und František Thiele, brach das Stud. jedoch 1909 ab. I. d. F.lebte Š. hauptsächl. in Prag, malte aber auch regelmäßig in verschiedenen Gebieten Böhmens. 1907–08 hielt er sich in Ragusa (Dubrovnik) auf, weitere Reisen in diese Stadt (1910), nach Frankreich (wichtigste Stud.reise 1911 nach Paris) und Italien (1913) folgten. 1907–09 war er Mitgl. der avantgardist. Gruppe Osma, ab 1909 des Kunstver. Mánes, verließ diesen jedoch 1911 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten gem. mit anderen Künstlern und gründete noch im selben Jahr die Künstlergruppe Skupina výtvarných umělců. In deren avantgardist. künstler. MS „Umělecký měsíčník“ veröff. Š. zahlreiche Beitrr., schied jedoch bereits 1912 gem. mit Josef Čapek und Vlastislav Hofman wieder aus und kehrte zum Mánes zurück (1936–39 Vors.); 1918 bildete er u. a. gem. mit Čapek und Kremlička (s. d.) die Gruppe Trvdošíjní. Auch mit den künstler. Werkstätten „Artěl“, deren Mitgl. und Verwaltungsrat er war, arbeitete Š. zusammen; so sind v. a. seine Plakate, Illustrationen und szenograph. Entwürfe bekannt. In seiner Malerei verknüpfte er eine lyr. Version des Kubismus mit rhythm. Komposition und starken Farben (Grundfarben). Seine persönl. Bildauffassung wurde tw. mit dem Fauvismus, weiters mit dem Orphismus bzw. auch mit Abstraktionsmalerei in Verbindung gebracht. Š. wurde bei seinen Arbeiten v. a. von Folklore, Volkskultur und -kunst beeinflußt und stand in dieser Beziehung näher zu Josef und Karel Čapek als zu den „orthodoxen“ Kubisten in Prag. Später entwickelte er seinen Stil in eher traditioneller Weise weiter, hauptsächl. in seinen Landschaften sowie auch in den Stilleben mit Blumen, unter Verwendung einer auf Blautöne ausgerichteten Farbskala. In seinen späteren Arbeiten benutzt er wieder ein breiteres Farbspektrum, ohne daß aber die Farbtöne ihre ehemalige Intensität erreichten. Š. stellte wiederholt im Rahmen des Mánes aus, öfter auch im Wr. Hagenbund und nahm an vielen internationalen Kunstausst. in Europa und Amerika teil. Während der nationalsozialist. Herrschaft als entarteter Künstler diffamiert, wurde Š., der zu den Hauptvertretern des Kubismus und Expressionismus in der tschech. Malerei zählt, nach deren Ende bereits 1945 mit dem Titel „Künstler der Nation“ ausgez.

W.: s. u. Musil – Burget.
L.: Otto; Thieme–Becker; Toman; Vollmer; A. Matějček, V. Š., 1948; P. Spielmann, V. Š., 1970; J. Kotalík, V. Š., 1972; Enc. českého výtvarného umění, 1975; 1909–25. Kubismus in Prag, ed. J. Svestka – T. Vlček, Düsseldorf 1991, s. Reg. (Kat., m. B.); Československý biografický slovník, 1992; Lex. der Kunst 6, 1994; Nová enc. českého výtvarného umění 2, 1995; The Dictionary of Art 29, 1996; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; Tschech. Kubismus 1912–16. Czech Cubism, Salzburg 2001, S. 183ff., 196 (Kat., m. B.); F. Dvořák, V. Š., 2002; R. Musil – E. Burget, V. Š. – Soupis díla 1885– 1946, 2002; V. Š. Mezi avantgardou a živobytím, ed. T. Berger u. a., Praha 2005 (Kat.).
(R. Prahl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 446
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