Spaun, Max(imilian) (II.) Frh. von (1856–1909), Fabrikant

Spaun Max(imilian) Frh. von (II.), Fabrikant. Geb. Urfahr (Linz, OÖ), 15. 2. 1856; gest. Klostermühle, Böhmen (Klášterský Mlýn, Tschechien), 31. 7. 1909; röm.-kath. Sohn des Notars, Gutsbesitzers, LT- und RR-Abg. Max(imilian) v. S. (I.) (geb. Steyr, OÖ, 4. 6. 1827; gest. St. Pölten, NÖ, 10. 3. 1897) und der Caroline, geb. Lötz (1836–1899), Tochter des Glasfabrikanten Johann Lötz, Großneffe von Anton v. S., Josef Frh. v. S. (beide s. d.) und Marie v. S. (s. u . Josef Frh. v. S.). S. besuchte die Oberrealschule und stud. auf Veranlassung seiner Großmutter, Susanne Lötz, einige Zeit Maschinenbau. 1874–77 diente er bei der Art., zuletzt als Lt. der Res., und war dann Forstvolontär in Schwarzenbergschen Diensten. 1879 übernahm er von seiner Großmutter das Gut in Klostermühle im Böhmerwald mit der renommierten Glashütte „Johann Lötz Witwe“, die er unter diesem Firmennamen weiterführte, modernisierte und erweiterte. Mit S. trat ein Mann an die Spitze des Unternehmens, der in seiner Person unternehmer. Weitblick mit künstler. Begabung vereinte und die Fa., die 1883 mit dem Prädikat „k. k. privilegierte Glasfabrik“ ausgez. wurde, zu internationaler Beachtung und Weltgeltung führte. Anfangs wurde das Rohglas von böhm. Raffinerien bezogen und durch Bemalung und Schliff veredelt, dann verlegte S. die Produktion zunehmend auf Luxusartikel, etwa das sog. Barockglas, das mit aufgelegten Glasverzierungen geschmückt war. Bes. Verkaufserfolge wurden mit Halbedelsteinimitationen und ab 1897 mit irisiertem Phänomen-Glas nach dem Genre Tiffany erzielt. Die Teilnahme an nationalen und internationalen Ausst. und die damit verbundene Präsentation bes. Schaustücke (wie die monumentale, in Grauonyx gehaltene K. Franz-Joseph-Vase) sowie die Errichtung von Handelsvertretungen in europ. Großstädten trugen zum weltweiten Ruf der Firmenprodukte ebenso bei wie deren künstler. Entwürfe – etwa von Lehrern und Schülern der Wr. Kunstgewerbeschule. KR S. war Mitgl. des Zollbeirats und verschiedener Komm. des Handelsmin. sowie der HGK in Pilsen (Plzeň) und gehörte zu den Förderern des Österr. Mus. für Kunst und Ind. Er erhielt in- und ausländ. Ausz., 1902 wurde der Frh.stand seines Verwandten, des Admirals Hermann Frh. v. S. (s. d.), auf ihn übertragen. Sein ihm 1908 in der Firmenleitung nachfolgender Sohn, Max(imilian) Frh. v. S. (III.) (geb. 13. 9. 1883), der ein künstler. progressives, aber kommerziell problemat. Produktionsprogramm verfolgte, konnte – wie auch spätere Firmenleiter – an die wirtschaftl. Erfolge S.s nicht anschließen, sondern mußte 1911 den Konkurs anmelden.

L.: Bohemia, NFP, 1. 8. 1909; Großind. Österr. I/2, S. 178, II/2, S. 126; W. Neuwirth, Loetz Austria 1905–18, Linz 1986 (Kat., m. B.); Johann Lötz 1824–1939. Glas aus dem Böhmerwald, red. J. Lněničková, 1999, bes. S. 37ff. (m. B.); J. Mergl u. a., Lötz. Böhm. Glas 1880–1940, 2003, s. Reg. (auch zu den anderen Familienmitgl.; m. B.); AVA, KA, beide Wien; Archiv der Stadt Linz, Linz, OÖ.
(E. Lebensaft – J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 7f.
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