Spaur, Friedrich Franz Joseph Gf. von (1756–1821), Schriftsteller und Domherr

Spaur Friedrich Franz Joseph Gf. von, Schriftsteller und Domherr. Geb. Mainz, Erzbistum Mainz (Dtld.), 1. 2. 1756; gest. Wien, 6. 3. 1821; röm.-kath. Aus altem Tiroler Geschlecht, Sohn des Präs. des Reichskammergerichts Franz Joseph Gf. v. S. (1725–1797). Bereits 1777 wurde S. Salzburger Domherr, wobei eine als „Spaur Messe“ bezeichnete Komposition von Mozart wahrscheinl. für seine Konsekration geschrieben wurde; 1795 auch Domherr zu Passau. Einer Karriere innerhalb der Kirchenhierarchie nicht abgeneigt, stieg S. dennoch zu keinen höheren geistl. Ämtern auf, spielte jedoch im Salzburger Kultur- und Geistesleben seiner Zeit eine wichtige Rolle. Er war ein überzeugter Vertreter der kath. Aufklärung, 1777 trat er der Münchner Freimaurerloge „Zur Behutsamkeit“, später auch anderen Logen bei. S.s Wirken manifestierte sich in vielen verschiedenen Bereichen, so setzte er sich etwa für Reformen in der Sozialpolitik und im Schulwesen ebenso ein wie für den Ausbau von Leihbibl. oder die Melioration von Grund und Boden. Zudem trat er als engagierter und origineller Schriftsteller hervor. Für seine programmat. Schrift „Ueber die Pflicht des Staates, die Arbeitsamkeit zu befördern, die Betteley abzustellen und die Armen zu versorgen“ (1802) wurde er von der Bayer. Akad. der Wiss. zum Ehrenmitgl. ernannt. Seine Erfahrungen im Fürsorgebereich hatte er als Leiter der städt. Armenkomm. Salzburgs gesammelt. Seine „Reise durch Oberdeutschland. In Briefen an einen vertrauten Freund“ (1800) setzte er mit den „Nachrichten ueber das Erzstift Salzburg nach der Säkularisation. In vertrauten Briefen“ (2 Bde., 1805) fort. S. blieb auch nach der Säkularisation des Erzstifts und der 1806 erfolgten Auflösung des Domkapitels vorerst in Salzburg und wirkte u. a. als Präs. der 1811 gegr. Ges. „Museum“, einem Lesezirkel und gesellschaftl.-intellektuellem Treffpunkt. 1819 übersiedelte er nach Wien.

W.: Gedanken über die Bildung der Gutsbesitzer und Bauern zu ihrem Berufe, dem Landbau, 1813; etc.
L.: Wurzbach (s. u. Franz Joseph Gf. v. S.); K. O. Wagner, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 74, 1934, S. 145ff.; U. Salzmann, in: F. S., Reise durch Oberdtld. ..., Reprint 1985, S. 3ff.; H. Schuller, Mozarts Salzburger Freunde und Bekannte (= Taschenbücher zur Musikwiss. 119), 1998, S. 88; Sbg. Mozart-Lex., red. G. Ammerer – R. Angermüller, 2005.
(G. Ammerer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 8
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