Specht, Richard (1870–1932), Schriftsteller und Journalist

Specht Richard, Schriftsteller und Journalist. Geb. Wien, 7. 12. 1870; gest. ebd., 18. 3. 1932; mos. Sohn eines Textilkaufmanns; ab 1912 verehel. mit der Pianistin Vera Schapira (1891–1930), ab 1920 mit Wanda Maria Halban (1894–1986), der Nichte des Gynäkologen Josef v. Halban (s. d.), ab 1927 mit der Schauspielerin Alexandrine Pagin (1894–1953). S., der gem. mit seinen Brüdern von dem Anthroposophen Rudolf Steiner unterrichtet worden war, begann nach Absolv. der Realschule 1887 ein Architekturstud. an der TH Wien, das er aber bereits nach zwei Jahren abbrach, um einen kaufmänn. Beruf zu ergreifen. Sein Interesse galt jedoch – zumindest vorerst – der Literatur: Zum Kreis der Schriftsteller des „Jungen Wien“ gehörend, trat S. früh als Lyriker und Dramatiker hervor; 1904 gab er eine Werkauswahl Hebbels (s. d.) heraus. Er war Mitarb. der „Arbeiter-Zeitung“ in Wien, aber auch des „Berliner Börsen-Courier“ und veröff. Gastbeitrr. in der „Neuen Freien Presse“ und im „Pester Lloyd“. Unter dem Einfluß von Brahms, Brüll (einem Verwandten mütterlicherseits) und Goldmark (alle s. d.) wandte er sich zunehmend der Musik zu, war Musikkritiker bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“, dem „Illustrierten Wiener Extrablatt“ und der „Zeit“. Ab 1908 war er Mitarb. an der „Wiener Zeitschrift für Musik“, 1909 gem. mit Batka (s. d.) Mitbegründer und i. d. F. für zehn Jahre Mithrsg. der einflußreichen Musikz. „Der Merker“. 1914–20 war er Red. der Programmhe. der Abonnementkonzerte der Wr. Philharmoniker. Ab 1920 arbeitete S. als freier Schriftsteller, hielt zahlreiche Vorträge im Rundfunk und Vorlesungen über Literatur und Ästhetik am Neuen Wr. Konservatorium. Er veröff. 1905 die erste Monographie über Gustav Mahler (s. d.) (wesentl. erweiterte Fassung 1913), dessen leidenschaftl. Vorkämpfer er war, 1922 die erste Monographie über A. Schnitzler (s. d.), zu dessen Freundeskreis er zählte (er porträtiert darin Schnitzler als außerordentl. musikal. Autor und geschult an wiss. Ausdrucksweise). Weitere Monographien betrafen Johann Strauß Sohn (1909), Richard Strauss (1921), Julius Bittner (1921), Wilhelm Furtwängler (1922), Franz Werfel (1926), Brahms (1928), Beethoven (1930), Puccini (1931) etc. Daneben veröff. S. auch zahlreiche themat. Analysen zu Einzelwerken.

W.: Sündentraum, 1892; Ged., 1893; Das Gastmahl des Plato, 1893; Pierrot bossu, 1896; Zehn Jahre Burgtheater, 1899; Krit. Skizzenbuch, 1900; Mozart, 1914 (Ged.); Die Nase des Herrn Valentin Berger, 1929; Florestan Kestners Erfolg, 1929; etc.
L.: NFP, 19., 24. 3. 1932; WZ, 6. 12. 1970; Brümmer; Czeike; Hall–Renner; Jb. der Wr. Ges.; Killy; Kosch; MGG; oeml; A. Schnitzler, Briefe 1913–31, ed. P. M. Braunwarth u. a., 1984, s. Reg.; W. Obermaier, in: Österr. Musik – Musik in Österr., ed. E. Th. Hilscher (= Wr. Veröff. zur Musikwiss. 34), 1998, S. 477ff.; A. Schnitzler. Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnisse 1879–1931, 2000, s. Reg., bes. Tagebuch 1917–19, 1985, S. 412ff.; R. Wiesinger, R. S. als Musikkritiker und Musikschriftsteller 1–3, phil. Diss Wien, 2005; Archiv der TU, WStLA, beide Wien; Mitt. Rainhard Wiesinger, Wien.
(P. M. Braunwarth)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 10
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