Spiegl von Thurnsee, Edgar d. Ä. (1839–1908), Journalist

Spiegl von Thurnsee Edgar d. Ä., Journalist. Geb. Steingrub, Böhmen (Lomnička, Tschechien), 1. 5. 1839; gest. Sanatorium Gainfarn (NÖ), 29. 6. 1908; bis 1871 mos., danach röm.-kath. Vater von Edgar S. v. T. d. J. (s. d.). Nach Absolv. des Gymn. wandte sich S. der journalist. Laufbahn zu und wurde Mitarb. der Theaterz. „Zwischenakt“ in Budapest. Hier trat er in Kontakt mit Schauspielern des Wr. Burgtheaters und übersiedelte auf deren Anregung hin Mitte der 60er Jahre nach Wien. Er begann zunächst als Theaterkritiker und Lokalberichterstatter beim „Neuen Fremden-Blatt“, später bei der „Deutschen Zeitung“, und wechselte anschließend zum „Illustrirten Wiener Extrablatt“, wo er 1881 die Chefred. übernahm – die er mehr als fünfzehn Jahre lang ausübte – und 1883–97 als Hrsg. fungierte. Unter F. I. v. Singers (s. d.) organisator. und S.s redaktioneller Leitung stieg das Bl., das seine Leser v. a. in kleinbürgerl. und Arbeiterkreisen fand, zur populärsten Ztg. Wiens auf (Aufl. bis 80.000 Stück) und wirkte mit seiner Aufmachung als Vorbild für viele ähnl. Ztg., insbes. für die Jahre später gegr. „Österreichische Kronen-Zeitung“ später „Illustrierte Kronen-Zeitung“. Eine Zeitlang arbeitete S. auch für Moriz Szeps’ „Wiener Tagblatt“. Wie Singer trat S. ab Mitte der 80er Jahre an der Seite von Fürstin Metternich-Sándor (s. d.) in der adeligen Ges. mit großem Engagement als Organisator unzähliger Wohltätigkeitsveranstaltungen (Blumenkorsos, Konzerte, Matineen) in Erscheinung, bei denen über eine Mio. Gulden an Spenden gesammelt wurden. Er unterstützte auch zahlreiche Institutionen, wie die Wr. Poliklinik, die Wr. Freiwillige Rettungsges., das Rudolfiner-Haus und zahlreiche Komités (z. B. jenes für die Errichtung des Goethe-Denkmals). S. erhielt eine Reihe in- und ausländ. Ausz. und wurde 1886 mit dem Prädikat von Thurnsee nob. Ab 1870 Mitgl. des Schriftsteller- und Journalistenver. Concordia (1894 Vize-, 1899 Präs.), wirkte er gem. mit S. Ehrlich (s. d.) bis zu seinem Tod unermüdl. für die soziale Besserstellung und Alterssicherung seiner Standeskollegen sowie als Organisator der „Concordia“-Bälle und Matineen.

L.: NFP, Illustrirtes Wr. Extrabl., 30. 6. – 3. 7. (auch A.), FB, 1. 7. 1908; Egerländer Biograf. Lex. 2; Eisenberg 1; Kosel 1; Stern–Ehrlich, bes. S. 145f.; Th. Wassilko, Fürstin P. Metternich, 1959, S. 194ff., 230ff.; K.-H. Kossdorff, Die Wr. liberale Lokalpresse im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1969, S. 268; P. Eppel, „Concordia soll ihr Name sein …“, 1984, s. Reg.; AVA, HHStA, IKG, alle Wien.
(Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 21
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