Spitaler, Rudolf (Ferdinand) (1859–1946), Astronom, Geophysiker und Meteorologe

Spitaler Rudolf (Ferdinand), Astronom, Geophysiker und Meteorologe. Geb. Bleiberg (Bleiberg-Kreuth, Ktn.), 7. 1. 1859; gest. Lübtheen, Sowjet. Besatzungszone (Dtld.), 16. 10. 1946. Vater des Juristen, Finanzwiss. und Priv.Doz. an der Dt. Univ. Prag Armin S. (geb. Prag, Böhmen / Praha, Tschechien, 11. 6. 1898; gest. Saarbrücken, Dtld., 29. 10. 1963). Nach Absolv. des Gymn. in Villach stud. S. 1879–83 Phil., Mathematik, Physik, Astronomie und Meteorol. an der Univ. Wien; 1892 Dr. phil. Zunächst als Ass. am Observatorium in Wien tätig, wechselte S. noch 1892 als Adjunkt an die Sternwarte nach Prag, wo er sich auf die Untersuchung der phys. und chem. Eigenschaften der Sterne, Planeten und der interstellaren Materie konzentrierte. Später orientierte er sein Interesse auf die physikal. Eigenschaften der Erde im Allg., einschließl. der Wasser- und der Luftdecke. 1895 an der Prager Dt. Univ. für Astronomie und Meteorol. habil., wurde er 1901 zum ao. und 1909 zum o. Prof. ernannt. Ab 1895 war S. als Hon.-Doz. für Astronomie und Meteorol. auch am dt. polytechn. Inst. in Prag tätig. Darüber hinaus befaßte er sich am Inst. für kosm. Physik, dessen Vorstand er auch war, mit Himmelserscheinungen und ihrer Projektion auf die Sphäre, genauer Zeitbestimmung und Bestimmung der geograph. Koordinaten auf der Erdoberfläche, Feststellung der absoluten Lage ausgewählter Sterne, Positionsmessung von Planeten und Kometen und Fotografie des Sternenhimmels. S. war gleichzeitig Dir. des meteorolog. Univ.observatoriums auf dem Donnersberg/Milleschauer (Milešovka), zu dessen Errichtung er wesentl. beigetragen hatte. Hier widmete er sich meteorolog. und geophysikal. Messungen. Er beteiligte sich aktiv an der Errichtung eines Netzes meteorolog. Stationen und Zentralinst., die die Informationen über beobachtete Erscheinungen sammelten, bearb. und veröff. Zu den bekanntesten zählen u. a. das Signal Office in Washington, das Meteorological Office in London, das Bureau central météorologique in Paris sowie das Zentralnyj fisikalnyj Inst. in St. Petersburg. Ab 1929 i. R., konzentrierte sich S. auf seine fachl. literar. Tätigkeit. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten zählen Stud. über den Einfluß der Luftmassen auf die Schwankung der Erdachse, über die Verteilung von Lufttemperatur und Luftdruck und Abhh. über die Ursachen der Eiszeiten. Bekannt wurde S. auch durch die Entdeckung des period. Kometen VII (1890), der nach ihm benannt ist. S. erhielt zahlreiche Anerkennungen, u. a. von der Wr. und der Berliner Akad. der Wiss., aber auch aus den USA und Rußland.

W. (auch s. u. Eisenberg): Meteorolog. Ergebnisse auf der Donnersbergwarte …, 1907–18; Das Klima des Eiszeitalters, 1921; Klimat. Kontinentalität und Ozeanität, 1922; Die Bestrahlung der Erde durch die Sonne und die Temperaturverhältnisse in der quartären Eiszeit, 1940; Chronol. des Eiszeitalters, 1941; etc.
L.: DBE; Eisenberg 2 (m. tw. W.); Kürschner, Gel.Kal., 1925–40/41; Poggendorff 4–6; Wer ist’s?, 1935; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Künstler, Gelehrte und Schriftsteller in Wort und Bild, 3. Ausg. 1911; L. W. Pollak, in: Donnersbergwarte – Sonderh., 1929, S. 3; A. Birk, Die Dt. TH in Prag 1806–1931, 1931, S. 106; Sudentendt. Jb. 1931 (= NF 1), 1930/31, S. 95; J. J. Boehm-Pilsen, Die Dt. TH in Prag und ihre Vorstufen ..., 1991, S. 244; Československý biografický slovník, 1992; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; J. Stekl u. a., Klimatické poměry Milešovky, 1999, S. 38; K. Krška – F. Šamaj, Dějiny meteorologie v českých zemích a na Slovensku, 2001, S. 237; UA, Wien.
(J. Brabencová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 34f.
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