Spitzer Josef Anton, Techniker. Geb. Wien, 15. 4. 1856; gest. ebd., 22. 7. 1922. S. besuchte 1875–77 die Maschinenbauschule und 1877/78 die Ing.schule an der TH Wien. Als Konstrukteur zahlreicher Brücken avancierte er zum Dir. des Unternehmens von Gustav Adolf Wayß, eines Pioniers des Stahlbetonbaues. Ab 1892 führte S. unter Leitung von Brausewetter (s. d.) gem. mit Karl Haberkalt, Ludwig Paul Roth (von der Fa. Rella & Neffe) und in Zusammenarbeit mit dem Österr. Gewölbeausschuß Belastungsversuche an Stahlbetonkörpern durch, wobei wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung der Stahlbetonbauweise gewonnen wurden. S. förderte das bautechn. Versuchswesen und die diesbezügl. wiss. Laboratorien, publ. die Ergebnisse in zahlreichen Fachartikeln, darunter die vom Österr. Ing.- und Architektenver. veranlaßte Berechnung des Purkersdorfer Eisenbeton-Versuchsgewölbes nach der Elastizitätstheorie (1892), lieferte aber auch grundlegende Beitrr. für den Stahlbetonbau, indem er u. a. die Gewölbeversuche des Österr. Ing.- und Architektenver. mit der Theorie der stat. unbestimmten Bogenträger, Versuche an Betonträgern und biegefesten Platten oder den Einfluß der Längsbewehrung auf die Säulenfestigkeit auswertete. Seine Erkenntnisse sind noch heute weltweit Allgemeingut der Stahlbetontechnik. Sie fanden etwa bei Brücken der Wr. Stadtbahn (1898/99) – darunter auch eine 2 km lange Überdeckung der Donaukanallinie durch Plattenbalken –, der Zeller Hochbrücke bei Waidhofen an der Ybbs (1898), der Brücke in Hollenstein an der Ybbs, der Bogenbrücke in Mostar und der Talsperre bei Komotau (Chomutov) Anwendung.