Spitzer, Salomon (Benjamin Solomon); genannt Reb Zalman Spitzer (1826–1893), Rabbiner

Spitzer Salomon (Benjamin Solomon), genannt Reb Zalman Spitzer, Rabbiner. Geb. Altofen, Ungarn (Budapest), 16. 11. 1826; gest. Wien, 4. 12. 1893; mos. Sohn des Leiters einer Talmudschule in Altofen, Schwiegersohn von Moses, Schwager von Abraham Samuel Benjamin Wolf und von Simon, Onkel von Bernhard Schreiber (alle s. d.). S. stud. den Talmud ab 1839 bei Schick (s. d.) in St. Georgen (Svätý Jur), 1842–43 bei Rabb. Meir Asch in Ungvár (Užhorod), hierauf in Preßburg. 1853 wurde er als Bethaus-Rabb. an die streng orthodoxe „Ankerschul“ in Wien, die Vorgängerin der 1864 neu erbauten „Schiffschul“, berufen. Da die Wr. israelit. Kultusgmd. dem wachsenden Zuzug von Orthodoxen aus Nordungarn Rechnung tragen mußte, wurde S. 1858 als Rabbinats-Substitut an die Seite von Lazar Horowitz (s. d.) berufen. Als jedoch 1871 unter dem neuen Präs. der Kultusgmd., I. Kuranda (s. d.), ein Vorstoß der liberal-fortschrittl. Kräfte zur Reform des Kultus erfolgte, machte sich S. im nun folgenden, mit großer Heftigkeit geführten „Kultusstreit“ zum Wortführer der orthodoxen Opposition und trat 1872 aus der Kultusgmd. aus. Trotz der Modifizierung der ursprüngl. Pläne der Reformer konzentrierte er sein weiteres Wirken i. d. F. auf die „Schiffschul“ und die mit ihr verbundenen Einrichtungen, die unter ihm zum geistigen und organisator. Zentrum des orthodoxen Judentums in Wien wurden.

W.: Rabbin. Gutachten betreffs der vom Vorstande der isr. Cultus-Gmd. in Wien, am 21. Jänner l. J. gefaßten ... Reformbeschlüsse, 1872; Tikkum Shelomo, 1892 (Predigten und Reden).
L.: Enc. Jud.; Habsburgermonarchie 4, S. 654; I. Gastfreund, Die Wr. Rabbinen ..., 1879, S. 115ff.; Oesterr. WS 10, 1893, S. 955; Die Neuzeit 33, 1893, S. 488f., 42, 1902, S. 524f.; Der Israelit 34, 1893, S. 1835f., 1859, 1879f.; Jüd. Presse 2, 1925, S. 251f.; W. Rosenmann, Dr. A. Jellinek, 1931, s. Reg.; W. Häusler, in: Studia Judaica Austriaca 6, 1978, S. 52f.; P. Landesmann, Rabb. in Wien, 1997, s. Reg.; Biograph. Hdb. der Rabb., ed. M. Brocke – J. Carlebach, 2, 2004 (m. L.); Mitt. Shira Singer, Wien.
(H. Reitterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 42
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