Springer, Max Frh. von (1808–1885), Bankier und Industrieller

Springer Max Frh. von, Bankier und Industrieller. Geb. Ansbach, Bayern (Dtld.), 10. 11. 1808 (1807); gest. Wien, 13. 4. 1885; mos. Aus einer reichen Frankfurter Familie, Vater von Gustav (s. d.), Alfred und Hermann Frh. v. S. (beide s. u. Gustav Frh. v. S.), ab 1840 verehel. mit Amalia, der Tochter des Bankiers Hermann Todesco. S. absolv. eine kaufmänn. Lehre in Frankfurt am Main und eignete sich daneben Französ.kenntnisse an. Ab 1836 war er in Paris im Geldgeschäft tätig, 1840 übersiedelte er nach Wien, wo er 1850 das Bankhaus Max Springer begründete. Aufgrund erfolgreicher Spekulationen sowie familiärer und persönl. Verbindungen zu Finanz- und Adelskreisen konnte er sein anfängl. bescheidenes Vermögen erhebl. vermehren und seine gesellschaftl. Stellung ausbauen. Es gelang ihm, die steuerfreie österr. Anleihe auf der Börse von Amsterdam einzuführen und 1868 eine ung. Anleihe zu emittieren, auch begründete er das erste ung. Salzverlagsgeschäft, wodurch der Staat Ämter auflassen und Ausgaben verringern konnte. Daneben war S. in einer Reihe industrieller Unternehmen beteiligt: So gründete er 1850 die Wien-Reindorfer Spiritus- u. Preßhefefabrik, später auch eine Preßhefefabrik in Maisons-Alfort bei Paris, war am Bau der Semmeringbahn und der Bahn Tyrnau-Preßburg finanziell beteiligt und konnte damit sowie mit Steinkohlebergwerken in Jaworzno und einer Porzellanfabrik in Elbogen (Loket) ein Mio.vermögen erarbeiten, erlitt jedoch durch die Wirtschaftskrise von 1873 starke Einbußen. S., der auch Verwaltungsrat der Boden-Credit-Anstalt und Kurator des Oesterr. Gresham, eines Zweigs der brit. Lebensversicherungsanstalt Gresham, sowie ab 1868 Dir. der Anglo-Oesterr. Bank war, wurden neben anderen Ausz. 1869 der Ritter-, 1872 der Frh.stand verliehen. Auch aufgrund seines gemeinnützigen Wirkens angesehen, sah er noch in seinem Testament die Gründung einer Stiftung zur Errichtung eines Waisenhauses für jüd. Knaben in Wien vor, das 1888 realisiert wurde.

L.: NFP, 14. 4. 1885; Wininger; F. Echsel, Rudolfsheim, 1888, passim; S. Mayer, Die Wr. Juden … 1700–1900, 2. Aufl. 1918, s. Reg.; H. Jäger-Sunstenau, Die geadelten Judenfamilien im vormärzl. Wien, phil. Diss. Wien, 1950, s. Reg.; R. Granichstädten-Czerva u. a., Altösterr. Unternehmer, 1969; G. Berger, Die Springer-Villa. Erbauer und Bewohner, 1992; A. S. D. Jensen, Jüd. Gmd., Ver., Stiftungen und Fonds (= Veröff. der Österr. Historikerkomm. 21/2), 2002, passim, bes. S. 111; AVA, IKG, beide Wien.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 54
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