Stadler Dominik, Architekt und Kunstgewerbler. Geb. Virgen (Tirol), 22. 6. 1831; gest. Wien, 16. 10. 1885; röm.-kath. Sohn eines Bauern. S., der aus ärml. Verhältnissen stammte, verließ bereits mit zwölf Jahren seine Heimat und arbeitete vorerst als Bildschnitzer, mußte diese Tätigkeit aber aus gesundheitl. Gründen aufgeben und wandte sich der Malerei und Architekturzeichnung zu. Nach dem Besuch der Akad. in Wien – wo er wahrscheinl. an der Ausführung von Entwürfen der Modellierschule F. Schönthalers (s. d.) arbeitete – war er 1853–59 in München bei dem Bildhauer Anselm Sickinger als Zeichner von Architektur, Altären und Kircheneinrichtungen tätig und stud. ab 1861 an der dortigen ABK Architektur. In den Folgejahren zeigte S. seine Entwürfe für Kircheneinrichtungen erfolgreich auf Kunstausst. und hielt sich mehrmals zu Stud.zwecken in Paris auf, wo er auch in Kontakt zu dem Architekten Emile Boeswillwald trat. Bereits zu dieser Zeit erhielt S. von Tiroler Auswanderern erste Aufträge für Arbeiten in Übersee, so 1862 für den Entwurf eines Altars für eine kath. Kirche in Cincinnati/Oh. S. gelangte als „Kirchengotiker“ zu hohem Ansehen; so zeichnete er u. a. die Einrichtungspläne für die Kirche Maria Schnee in Kalkstein (Innervillgraten), deren Umbau er auch leitete. Einer der Höhepunkte seines Schaffens war die Mitwirkung an der Innenausstattung der Wr. Votivkirche (1873–77) unter der Leitung H. Frh. v. Ferstels (s. d.), nach dessen Entwürfen er u. a. Details des Hochaltars, der Seitenaltäre, der Kanzel und von Paramenten zeichnete. S., der mit Defregger (s. d.) befreundet war, wurde u. a. mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgez.