Stadler, Josip (Joseph) (1843–1918), Erzbischof und Theologe

Stadler Josip (Joseph), Erzbischof und Theologe. Geb. Brod (Slavonski Brod, Kroatien), 24. 1. 1843; gest. Sarajevo, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen (Bosnien und Herzegowina), 8. 12. 1918; röm.-kath. Der früh verwaiste Sohn aus einer ursprüngl. aus OÖ stammenden kroatisierten Familie absolv. das Gymn. in Agram und stud. 1862–69 als Alumne des von den Jesuiten geführten Collegium germanicum et hungaricum in Rom Theol.; dort 1868 Priesterweihe, 1865 Dr. phil., 1869 Dr. theol. Danach Stud.präfekt am Diözesanseminar in Agram, war er 1874–81 Prof. für Fundamentaltheol. an der Univ. Agram. Als Papst Leo XIII. 1881 in Bosnien die kath. Hierarchie wiederherstellte und die Kirchenprov. Vrhbosna mit dem Erzbistum Sarajevo und den Suffraganbistümern Banja Luka und Mostar gründete, wurde S. im selben Jahr zum ersten Erzbischof dieser Prov. ernannt. Seine erste Sorge galt dem Priesternachwuchs, da es bis zu seiner Zeit im Lande prakt. keine Weltpriester gab und fast die ganze Pastoraltätigkeit vom Franziskanerorden ausgeübt wurde. S. gründete 1882 ein Knabenseminar in Travnik, 1892 in Sarajevo ein Priesterseminar – deren Leitung er den Jesuiten übertrug – ließ 1884–89 die Kathedrale von Sarajevo erbauen und ebenso eine Reihe von Pfarrkirchen sowie Armen- und Waisenhäusern errichten. Zur Betreuung von alten Menschen und Waisen gründete er 1890 – zunächst als weltl. Inst. – die Služavki Maloga Isusa (Dienerinnen des Jesuskindes), die 1912 def. als Ordenskongregation bestätigt wurden. Weiters sorgte er für die Gründung von kath. Bildungseinrichtungen und Publ.organen. So wurde er zum Begründer des Wiederaufbaus der kath. Kirche in Bosnien und Herzegowina. Als eine Schlüsselfigur nicht nur im kirchl., sondern auch im polit. Leben verfolgte S. eine streng kath. orientierte Linie, was ihn mit den kroat.-liberalen Kreisen und dem Franziskanerorden (die die kroat. Nationalbewegung als eine rein polit. ansahen) ebenso wie mit der serb. Orthodoxie und den Mohammedanern, aber auch mit den bosn. Landesbehörden und Wien wiederholt in schwere Konflikte brachte. Als Theologe verf. S. u. a. die erste in kroat. Sprache erschienene systemat. Darstellung der neuscholast. Phil. und eine Übers. der Evangelien und der Apostelgeschichte mit ausführl. Kommentar.

W.: Theologia fundamentalis, 2 Bde., 1880–84; Filosofija, 6 Bde., 1904–15, Bd. 3, Neuausg. 2004; Reden; Sendschreiben; Pastoralbriefe; etc. – Übers.: Sveto evangjelje po Mateju (… Marku, Luki, Ivanu), 4 Bde., 1895–1902; Djela Apostolska, 1907; Sveto evanđelje Gospodina našega Isusa Krista i Djela apostolska, 1912; etc.
L.: NFP, 9., NWT, RP, 10. 12. 1918; Enc. Jug.; LThK, 3. Aufl.; Znam. Hrv. (m. B.); Archiv für Kath. Kirchenrecht 86, 1906, S. 319ff.; M. Gross, in: Historijski zbornik 19/20, 1966/67, S. 9ff.; A. Paradžik, Dr. J. S. …, 1968; Opći šematizam kat. Crkve u Jugoslaviji, Cerkev v Jugoslaviji, 1974, S. 338; R. Ritzler – P. Sefrin, Hierarchia cath. medii et recentioris aevi … 8, 1978, S. 596; P. Jurišić, Erzbischof J. S. auf den Spuren dreier Kulturen (= Stud. zur Prakt. Theol. 41), 1992 (m. L.); Ž. Pavić, in: Synthesis philosophica 2, 1993, S. 467ff.; J. S. – Život i djelo, ed. P. Jurišić (= Stud. Vrhbosnensia 11), 1999 (m. L.); V. Blažević, Bosanski franjevci i nadbiskup dr. J. S. (= Knjižnica „Baština“ 8), 2000.
(M. Benedik)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 74f.
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