Stadler, Maximilian (Johann Karl Dominik); genannt Abbé S. (1748–1833), Abt, Komponist und Musikpublizist

Stadler Maximilian (Johann Karl Dominik), genannt Abbé S., OSB, Abt, Komponist und Musikpublizist. Geb. Melk (NÖ), 4. 8. 1748; gest. Wien, 8. 11. 1833; röm.-kath. Sohn des Bäckermeisters und Marktrichters von Melk Karl S. (1725–1801). S. wurde 1758 Sängerknabe im Stift Lilienfeld, wo er auch Orgel- und Generalbaßunterricht erhielt und bereits zu komponieren begann; ab 1762 besuchte er das Jesuitenkolleg in Wien. Dort vertrat er öfters den Organisten und knüpfte musikal. Kontakte mit den Komponisten Giuseppe Bonno, Florian Leopold Gassmann sowie mit J. Haydn. 1766 trat er in das Benediktinerstift Melk ein; 1767 Profeß, 1772 Priesterweihe. Nach Verwendung als Kooperator in Wullersdorf lehrte S. 1775–83 im Stift Theol., fungierte 1784–86 als dessen Prior und wurde 1786 von K. Joseph II., dessen Reformpolitik er aufgeschlossen gegenüberstand, zum Kommendatarabt für die weltl. Angelegenheiten von Lilienfeld, nach dessen Aufhebung 1789 des Stiftes Kremsmünster ernannt, wo er bis 1790 blieb. 1791–1803 lebte S. in Linz (bischöfl. Konsistorialrat; 1803 Ehrendomherr) und Wien. Hier arrangierte er verschiedene Opern, darunter Mozarts „Così fan tutte“ und „Die Zauberflöte“, für Streichsextett. Zudem wirkte er an der Ordnung von Mozarts musikal. Nachlaß mit und ergänzte eine Reihe von dessen unvollendet gebliebenen Werken. 1803 säkularisiert und Pfarrer der Wr. Vorstadtpfarre Altlerchenfeld, 1810 von Böhmischkrut (Großkrut), schrieb er dort 1813 sein wohl berühmtestes Werk, das Oratorium „Die Befreyung von Jerusalem“. Ab 1815 bis zu seinem Tod lebte S. in Wien und sammelte Materialien für eine österr. Musikgeschichte, die jedoch zu seinen Lebzeiten nicht veröff. wurde. Er verkehrte im „Vaterländischen Kreis“ um I. F. v. Mosel, Collin und M. Fürst Dietrichstein (alle s. d.) sowie in zahlreichen musikal. Zirkeln. Nicht zuletzt daraus resultierten seine zahlreichen guten Kontakte mit Komponisten und Musikliebhabern seiner Zeit, von Haydn über Mozart und Beethoven (s. d.) bis zu Eybler, R. Kiesewetter v. Wiesenbrunn und Schubert (alle s. d.). S. erhielt zahlreiche Ausz. und Diplome, u. a. 1829 eines des Schweizer Musikver. Zudem wurde er 1826 Ehrenmitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien.

W. (auch s. u. Grove): Die Befreyung von Jerusalem (Text H. J. und M. K. v. Collin), 1813 (Oratorium); Messen; 2 Requiems; 2 Pastoralmotetten; Psalmvertonungen und kleinere geistl. Werke; Bühnenmusik, Chöre, Kantaten, Lieder, Kammermusik, Orgelwerke, alle u. a. im Archiv der Ges. der Musikfreunde, Österr. Nationalbibl., Musiksmlg., beide Wien, Stift Melk, Musiksmlg. – Publ. (auch s. u. Grove): Vertheidigung der Echtheit des Mozart’schen Requiem, 1826; Nachtrag zur Vertheidigung …, 1827; Zweyter und letzter Nachtrag zur Vertheidigung …, 1827; etc.
L.: Graeffer–Czikann; Grove, 2001 (m. W.); MGG; Schilling; Scriptores OSB; Wurzbach; Gelehrten- und Schriftsteller-Lex. der dt.-kath. Geistlichkeit, ed. F. J. Waitzenegger, 2, 1820; I. F. v. Mosel, in: Wr. Z. für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 1833, S. 1213ff., 1221ff., auch selbständig: Nekrolog des großen Tonsetzers, Herrn Abbé M. S., 1864; H. Sabel, M. S.s weltl. Werke …, phil. Diss. Köln, 1940; R. Haas, in: Mozart-Jb. 1957, 1958, S. 78ff.; Th. Antonicek, I. v. Mosel, phil. Diss. Wien, 1962; G. Croll, in: Mozart-Jb. 1964, 1965, S. 172ff.; K. Wagner, Abbé M. S., phil. Diss. Salzburg, 1969; W. Senn, in: Mozart-Jb. 1980–83, 1983, S. 287ff.; Ch. Wolff, Mozarts Requiem, 1991, s. Reg.; J. Weißensteiner, in: Beitrr. zur Wr. Diözesangeschichte 32, 1991, S. 32f.; Mozart-Lex., ed. G. Gruber – J. Brügge, 2005; J. Prominczel, M. S. und seine Kirchenmusik, DA Wien, 2005 (m. L.).
(J. Prominczel)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 75f.
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