Stadnicki Kazimierz Gf., Historiker und Jurist. Geb. Źmigród, Galizien (Żmigród, Polen), 29. 6. 1808; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 10. 4. 1886. Sohn des Großgrundbesitzers und Historikers Antoni Gf. S. und von Józefa, geb. Fürstin Jabłonowska. Nach Erziehung im Elternhaus stud. S. Jus an der Univ. Wien; 1831 Dr. jur. Anschließend übte er in der österr. und galiz. Zivilverwaltung vielfältige Ämter aus und schloß seine Laufbahn als Rat der galiz. Statthalterei in Lemberg ab. 1842–50 war er Mitgl. des Ständigen Ausschusses der Galiz. Stände, der kurz vor Beginn des „Völkerfrühlings“ 1848 Arbeiten zur Reorganisation des ständ. LT einleitete, um den Antl. der Vertreter des Bürgertums im Parlament zu vergrößern. Der Entwurf dazu, den S. im Auftrag des Ständeausschusses unter dem Titel „Projekt do tymczasowego prawa wyborczego dla zwołać się mającego zgromadzenia narodowego Królestwa Galicji i Lodomerii“ 1848 in Lemberg publ., konnte allerdings wegen des Ausbruchs der Revolution in Wien nicht in die Tat umgesetzt werden. 1848 trat S. in den von Gouverneur F. Ser. Gf. v. Stadion-Warthausen (s. d.) berufenen Beirat ein, wodurch er seiner gemäßigten Haltung gegenüber den damaligen polit. Ereignissen Ausdruck verlieh. Das wichtigste Betätigungsfeld in S.s Leben stellte jedoch die Geschichtswiss. dar. Als einer der bedeutendsten Erforscher der Geschichte Litauens und Rotreußens (Ostgaliziens) im 14. und 15. Jh. verf. er zahlreiche Arbeiten, u. a. über die ersten territorialen Erwerbungen der Waräger im Gebiet der Lachen, über die Dynastie des litau. Großfürsten Gedimin und seiner Söhne Olgierd und Kiejstut sowie zur Geschichte der Jagiellonen in Polen. S. verbrachte den Großtl. seines berufl. und wiss. Lebens auf seinen Familiengütern bzw. in Lemberg.