Staffler, Johann Jakob (1783–1868), Topograph, Statistiker und Beamter

Staffler Johann Jakob, Topograph, Statistiker und Beamter. Geb. St. Leonhard in Passeier, Tirol (San Leonardo in Passiria, Italien), 8. 12. 1783; gest. Innsbruck (Tirol), 6. 12. 1868; röm.-kath. Aus altem Ultener Geschlecht. Sohn des Pflegers und Gerichtsschreibers Franz Magnus S. (geb. Laa, Tirol / Lasa, Italien, 6. 9. 1741; gest. St. Leonhard in Passeier, 18. 1. 1791), verehel. mit Johanna Maria Rapp, der Schwester Josef Rapps (s. d.). Noch als Student des Gymn. der Marienberger Benediktiner in Meran (Merano) kämpfte S. 1799 in der Meraner Schützenkomp. gegen die Franzosen, beendete 1800 das Gymn., stud. Jus an der Univ. Innsbruck, 1806 Dr. jur. Bereits 1805 in den Staatsdienst beim Landgericht Meran eingetreten, 1807 Konzeptpraktikant bei der Kammerprokuratur Innsbruck und 1808 Landgerichtsaktuar von Bozen (Bolzano), war seine Stellung unter bayer. Herrschaft schwierig, doch gewann er 1809 das Vertrauen der Bevölkerung, als es ihm gelang, die französ. Forderung an Kriegskontributionsgeldern stark zu senken. S. fungierte 1810–12 als Landrichter der Talschaft Passeier, 1813–17 von Ried im Oberinntal, 1817 von Sonnenburg mit Sitz in Wilten, 1824/25 initiierte er die Regulierung der Sill zwischen Wilten und Pradl. 1825 wurde S. zum Gubernial-Sekr. in Innsbruck ernannt und erhielt 1826 den Auftrag zur Liquidation der Kriegskosten aus den Jahren 1806–21. 1830 vom Gubernium in Triest um statist. Nachweise über Tirol aufgefordert, erhob S. die erste umfassende Topographie von Tirol und Vbg. 1843 wurde S. zum Gubernialrat und Kreishptm. im Pustertal und am Eisack ernannt und setzte sich i. d. F. bes. für die Erneuerung und Förderung des Schützenwesens ein. 1847 i. R., übersiedelte S. i. d. F. nach Innsbruck, wurde 1848 Abg. zum Tiroler LT und konnte einen Unterstützungsfonds für kriegsinvalide Tiroler Kaiserjäger und Landesschützen verwirklichen. Seine Nominierung als Abg. zum Frankfurter Parlament 1849 lehnte er aus gesundheitl. Gründen ab. 1848–51 Vizepräs. des Kath. Ver., erhielt S. gem. mit Moy de Sons (s. d.) dessen polit.-religiöses „Volksblatt für Tirol und Vorarlberg“ ins Eigentum übertragen, das er 1850–58 ed. und red. S. war u. a. Ehrenmitgl. der Accad. degli Agiati zu Rovereto.

W.: Tirol und Vbg., statist. und topograph. …, 2 Tle., 1839–46, 2. Aufl. 1847; Religiös-moral. Erz., 1855; Einhunderteine merkwürdige Geschichte aus den Kriegen des Jahres 1866, 1866; Selbstbiographie des tirol. Topographen und Statistikers J. J. S., ed. F. R. v. Wieser, in: Z. des Ferdinandeums für Tirol und Vbg., F. 3, 1901, H. 45 (m. B.).
L.: Neue Tiroler Stimmen, 1. 2. 1862, 7. 12. 1868, 6., 8. 3. 1869; Die Heimat (Meran), 1. 10. 1915; ADB; Wurzbach; Der Schlern 1, 1920, S. 183ff.; Tiroler Ehrenkranz, ed. A. Lanner, 1925, S. 167f. (m. B.); Tiroler Heimatbll. 11, 1933, S. 441; R. Granichstaedten-Czerva, Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols 1 (= Schlern-Schriften 131), 1954, s. Reg.; H. Hochenegg, in: Der Schlern 31, 1957, S. 445ff. (m. B.); ders., in: Jb. des Vbg. Landesmus. 1963, 1964, S. 28f. (m. B.); R. Granichstaedten-Czerva, in: Der Schlern 40, 1966, S. 188; H. v. Wieser, ebd. 42, 1968, S. 503ff.; G. Wanner, in: Jb. des Vbg. Landesmus. 2000, 2000, S. 69; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005; UA, Innsbruck, Tirol.
(M. Martischnig)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 79f.
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