Starlinger, Josef (1862–1943), Arzt

Starlinger Josef, Arzt. Geb. Obermühlau (OÖ), 11. 9. 1862; gest. Linz (OÖ), 15. 2. 1943. Aus einer Bauernfamilie stammend. Nach Absolv. des humanist. Gymn. in Ried (Ried im Innkreis) besuchte S. zunächst die Theol. Lehranstalt in Linz, ehe er ab 1884 Med. an der Univ. Wien stud.; 1889 Dr. med. An der Klinik Schauta vervollkommnete er seine Ausbildung und wurde 1892 Ass. zunächst bei Th. Meynert (s. d.), dann bei dessen Nachfolger Julius Wagner v. Jauregg an der 1. psychiatr. Univ.klinik in Wien. 1894 Primarius der nö. Landesirrenanstalt in Klosterneuburg, kehrte S. bereits ein Jahr später nach Wien zurück und übernahm 1903 die Dion. der neu eröffneten nö. Landesheil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling. Berufungen an andere Inst. lehnte er ab, da er nicht auf die in der Anstalt Mauer-Öhling gebotene Möglichkeit verzichten wollte, wo er seine Konzepte von Arbeitstherapie und Familienpflege, die er auf diversen Stud.reisen durch Belgien, Dtld., Frankreich und England kennen gelernt hatte, in die Tat umzusetzen versuchte. Unter seiner Ägide wurden in der Anstalt diverse Freizeiteinrichtungen installiert, 1909 ein eigener Lehrer angestellt. Die Beschäftigungstherapie erfolgte v. a. in der Landwirtschaft. 1906 wurde auch eine Anstaltsztg. gegr., in der Ärzte, Pfleger und Patienten gleichermaßen publ. 1917 trat S. vorzeitig i. d. R., da er den zentral angeordneten Abtransport anstaltseigener landwirtschaftl. Produkte zu Ungunsten seiner Patienten nicht billigte. Er übernahm in Linz die Stelle eines Chefarztes der Bundeskrankenkasse und war vorübergehend auch als Gutachter beim Landesinvalidenamt beschäftigt. Während dieser Zeit war er maßgebl. am Ausbau der Kuranstalt Bad Schallerbach beteiligt. In rund 25 wiss. Publ. befaßte er sich insbes. mit dem experimentellen Nachweis, daß nach operativer Ausschaltung der Pyramidenbahn im Nervensystem bei Hunden auch noch andere extrapyramidale Bahnen wirksam sind, eine Erkenntnis, die auch heute noch Gültigkeit hat. In diesem Zusammenhang hatte S. gem. mit K. F. W. Reichert (s. d.) als erster ein Großmikrotom zur Anlage von Gehirnschnitten erarbeitet. Weiters galt sein Interesse der Infrastruktur der Irrenhäuser. Darüber hinaus sind ihm die ärztl. Baupläne für die Anstalt Mauer-Öhling und Am Steinhof zu verdanken.

W. (auch s. u. Kreuter): K.-Franz-Josef-Landes-Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Oehling, in: Die Irrenpflege in Österr. in Wort und Bild, 1912; K.-Franz-Josef-Landes-Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Oehling, 1914; Zur Reform der med. Stud.ordnung, in: WKW 32, 1919, Nr. 24; zahlreiche Beitrr. in Z. für wiss. Mikroskopie und für mikroskop. Technik, Neurolog. WS, Neurolog. Zentralbl., Psychiatr. Jb., Psychiatr.-neurolog. WS, Psychiatr. WS; etc.
L.: Kreuter (m. W.); Psychiatr. neurolog. WS 20, 1928, S. 180ff.; Oö. Ärztechronik, ed. E. Guggenberger, 1962 (m. B.); E. Koller-Glück u. a., C. v. Boog und Mauer-Öhling …, 1988, S. 44f., 73ff.; UA, Wien; Pfarramt, Ottnang, OÖ; Mitt. Fritz Starlinger, Wien, Angela Weinfurter, Mauer-Öhling, NÖ.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 110f.
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