Stauda, August (1861–1928), Photograph

Stauda August, Photograph. Geb. Schurz, Böhmen (Žireč, Tschechien), 19. 7. 1861; gest. Wien, 8. 7. 1928; röm.-kath. S. arbeitete als Handlungsgehilfe in Trautenau (Trutnov) bzw. Pilsen (Plzeň), ehe er 1882 nach Wien übersiedelte. Hier erlernte er die Photographie bei seinem Onkel, dem bekannten Wr. Stadtphotographen Johann Ev. S. (geb. Werdek, Böhmen / Verdek, Tschechien, 1853; gest. Wien, 1893), einem gelernten Weber, der, 1865 nach Wien gekommen, bei Julius Gertinger die Photographie erlernte und ab Mitte der 70er Jahre dort ein eigenes Atelier hatte. S. eröffnete 1886 sein erstes Atelier und spezialisierte sich in erster Linie auf Gebäudeaufnahmen für Architekten und Baumeister – so ließ etwa Karl König (s. d.) durch ihn seine Bauten dokumentieren. 1898 begann S. für das Wr. Städt. Mus. mit der Dokumentation von Alt-Wr. Häusern in allen Bez. und Vororten und lieferte später auch Wien-Photographien für die private Smlg. seines größten Auftraggebers, Gf. Lanckoroński-Brzezie (s. d.). Seine Arbeiten zeigte er erstmals 1903 in Wien bei einer vom Österr. Photographen-Ver. veranstalteten Ausst. im Nö. Gewerbever. Ab 1910 fungierte er als Schätzmeister für die Gruppe Photographengewerbe, ab 1914 als beeideter Sachverständiger. S., dessen Betrieb während des 1. Weltkriegs bankrott ging und der 1923 die Gewerbeberechtigung zurücklegte, gilt als der bedeutendste topograph. Chronist des „alten“ Wien in der Zeit von 1900 bis zum 1. Weltkrieg: Seine Aufnahmen von Straßenzügen, Außenansichten von Gewerbebetrieben, Lokalen und Geschäften, Villen und Wohnhäusern mit deren Innen- und Hinterhöfen sind detailreich, mit bewußt gewähltem Ausschnitt, meist aufgenommen in Blickhöhe eines Passanten, frei von idyll. Inszenierungen und fangen die Atmosphäre der Umgebung ein. S. war auf in- und ausländ. Ausst. vertreten, u. a. in Dresden 1909. Smlgg. seiner Negative bzw. Abzüge befinden sich im Bildarchiv der Österr. Nationalbibl. und im Wien Mus., beide Wien.

W. (auch s. u. Ausst. Kat.): Bildveröff. in: Das jüd. Wien 1860–1938, 1999; etc. – Publ.: Landschaftsphotographie, in: Österr. Photographen-Ztg. 4, 1907; etc.
L. (tw. auch für Johann Ev. S.): Die Presse, 27. 4. 2006; Geschichte der Fotografie in Österr. 2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, s. Reg. (Kat., m. B.); T. Starl, in: Blickfänge einer Reise nach Wien. Fotografien 1860–1910 … (= 262. Sonderausst. des Hist. Mus. der Stadt Wien), Wien 2000, S. 194 (Kat.); Alt-Wien. Die Stadt, die niemals war, ed. W. Kos – Ch. Rapp, Wien 2004 (Kat.); A. S. Ein Dokumentarist des alten Wien, ed. S. Winkler, 2004 (m. B.); FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österr. 1839–1945, 2005 (Datenbank, Albertina, Wien); A. S. Ein Wr. Stadtfotograf um 1900, Wien 2006 (Kat., m. B.); WStLA, Wien.
(T. Starl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 118
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