Stein, Isidor (Doro) (1869–1940), Großkaufmann

Stein Isidor (Doro), Großkaufmann. Geb. Wien, 11. 1. 1869; gest. ebd., 11. 12. 1940; mos. Sohn von Salomon S. (s. u.) und Nanette, geb. Willgut (gest. 1900), Bruder von Maximilian (1880–1929) und Siegfried S. (1883–1942; nach Minsk deportiert). S.s Vater, Salomon S. (geb. Jassy, Fürstentum Moldau / Iaşi, Rumänien, 8. 4. 1844; gest. Wien, 21. 11. 1898; mos.), gründete 1863 ein Geschäft für Konfektionsware in Kairo. Ab 1869 in Wien nachweisbar, war er hier 1871–75 Inhaber der Fa. Salomon Stein, Produktenhändler, 1875 gründete er ein Zweigunternehmen in Alexandria. 1888 erhielt er mit seiner Familie die österr. Staatsbürgerschaft. Nach Salomons Tod führte S. mit seiner Mutter die Fa. als offene Handelsges., nach deren Tod als Einzelfa. weiter. Er setzte auf weitere Expansion im Osman. Reich, insbes. in Ägypten, wo er i. d. F. eine dominierende Stellung auf dem Konfektionsmarkt errang. Diese manifestierte sich u. a. auch in einer großzügigen Bautätigkeit, etwa in Wien, wo S. durch F. Schön (s. d.) um 1904 ein weitläufiges Verwaltungsgebäude auf dem heutigen Julius-Tandler-Platz im 9. Bez. errichten ließ, oder in Kairo – hier entstand etwa zur gleichen Zeit eines der größten Kaufhäuser Ägyptens für Damen-, Herren- und Kinderbekleidung mit etwa 180 Verkäufern, gleichfalls nach den Entwürfen von Schön. 1912 brachte S., der 1911 mit dem Off.kreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. worden war, seine ägypt. Warenhäuser in die in London protokollierte Fa. Stein’s Oriental Stores Limited ein, deren Buchwert etwa 10 Mio. Kronen betrug, während gleichzeitig in Österr. die S. Stein, Export-Ges. m. b. H. mit Sitz in Wien geschaffen wurde, die den Wareneinkauf für die engl. Fa. besorgen sollte. Nachdem der 1. Weltkrieg den intensiven Handelsbeziehungen zwischen Österr.-Ungarn und Ägypten ein abruptes Ende gesetzt hatte, kam es 1916 zur Liquidierung von S.s engl. Fa., während sich die österr. auf Heereslieferungen spezialisierte. 1925 in eine offene Handelsges. mit Maximilan und Siegfried S. als weiteren Partnern umgewandelt, wurde diese jedoch 1932 gleichfalls liquidiert.

L. (auch für Salomon S.): R. Agstner, in: Wr. Geschichtsbll. 53, 2004, S. 130ff. (m. L.); E. Samsinger, Morgenland & Doppeladler. Eine Orientreise um 1900, 2006, S. 77.
(R. Agstner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 150f.
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