Stein, Otto (1893–1942), Indologe

Stein Otto, Indologe. Geb. Saaz, Böhmen (Žatec, Tschechien), 21. 10. 1893; gest. vermutl. Frühjahr 1942 (umgekommen). Sohn eines Kaufmanns. S. stud., unterbrochen durch Kriegsdienstleistung in Italien, an der dt. Univ. Prag bis 1917 Alte Geschichte mit Schwerpunkt auf griech. Kultur sowie Indol. bei Moritz Winternitz. 1918 Dr. phil., war er ab 1919 Ass. bei Winternitz, 1925 habil. er sich für altind. Philol., 1930 ao., 1935 als Nachfolger Winternitz’ o. Prof. an der dt. Univ. Ab 1929 war S. auch Mitgl. des Leitungsgremiums des Oriental. Inst. in Prag, 1931–32 hielt er sich in Kalkutta, Kanpur, Kumbhakonam, Bombay, Ujjain und Lahore auf, wo er als Forscher und Pädagoge wirkte. Ab Dezember 1938 wegen seiner jüd. Herkunft an der Ausübung seiner Lehrtätigkeit in Prag gehindert, sandte S. im April 1939 seine Bibl. nach London, seine Bemühungen um ein Einreisevisum nach Großbritannien scheiterten jedoch. Im Oktober 1941 wurde er gem. mit seiner Frau in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, im Frühling 1942 sollte er in ein KZ gebracht werden, dürfte jedoch auf dem Transport umgekommen sein. In seinem fachl. Schaffen verband S. seine umfangreichen Kenntnisse der Antike mit indolog. Fragestellungen und beschäftigte sich in erster Linie mit altind. Staatslehre, sozialgeschichtl. Fragen sowie ind. Epigraphik und Architektur in breiterem kulturgeschichtl. Kontext. Er war Mithrsg. der renommierten Z. „Journal of Indian History“ (ab 1928) und „Bibliographie Bouddhique“ sowie ab 1929 der Prager Z. „Archiv orientální“ und „Indologica Pragensia“. 1928 gehörte S. wie Steinherz (s. d.) zu den Mitbegründern der Ges. für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowak. Republik.

W.: Megasthenes und Kautylia, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 191/5, (1921); Kleine Schriften, ed. F. Wilhelm (= Glasenapp Stiftung 25), 1985 (m. W.); etc. – Ed.: FS M. Winternitz, 1933; etc.
L.: Hdb. jüd. AutorInnen; Masaryk; Otto, Erg.Bd.; J. Marek, in: Nový Orient 47, 1992, S. 193ff. (m. B.); Terezínská pamětní kniha, ed. M. Kárný, 1995, s. Reg.; R. W. Wlaschek, Biographia Judaica Bohemiae 1 (= Veröff. der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Univ. Dortmund B/52), 1995; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; Kdo byl kdo. Čeští a slovenští orientalisté, afrikanisté a iberoamerikanisté, 1999, s. Reg.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 155
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