Steinacker, Gustav Wilhelm; Ps. G. Treumund (1809–1877), Theologe und Schriftsteller

Steinacker Gustav Wilhelm, Ps. G. Treumund, Theologe und Schriftsteller. Geb. Wien, 1. 3. 1809; gest. Buttelstedt, Sachsen-Weimar-Eisenach (Dtld.), 7. 6. 1877; evang. AB. Vater von Edmund S. (s. d.). S. absolv. nach Stud. an den evang. Lyzeen in Preßburg, Käsmark (Kežmarok) und der theol. Lehranstalt in Wien trotz Stud.verbots die Univ. Halle, wohin er, als Bediensteter des Buchhändlers Otto Wigand getarnt, ohne Paß ausgereist war. Nach Ungarn zurückgekehrt, widmete er sich der Pädagogik, wurde 1839 mit der Leitung einer höheren Bildungsanstalt für Mädchen in Debreczin (Debrecen) betraut, um 1842 als Pfarrer nach Göllnitz (Gelnica) berufen zu werden. 1846 wechselte er nach Triest. In der von einem selbstbewußten Bürgertum geprägten Triester Kirchengmd. vermochte er im Gefolge der Revolution von 1848 einer gesamtkirchl. Reformbewegung (presbyterial-synodale Kirchenverfassung) Impulse zu geben. Auch konnte er im Sinne seiner spätrationalist. und bekenntnisindifferenten Theol. die durch den magyar. Kirchenpolitiker Károly Gf. Zay initiierte Unionsbewegung zwischen AB und HB rezipieren und auf sog. „Vorsynoden“ 1848– 49 propagieren. Infolge seiner Parteinahme für die Ideen des Dt.katholizismus wurde er 1852 gezwungen, die Pfarrstelle niederzulegen und nach Dtld. zu emigrieren. Wegen seines „heterodoxen“ theol. Profils wurde seine Wahl zum Pfarrer an der Kreuzkirche in Hannover vom Konsistorium aufgehoben; 1854 fand der als „Streiter für Licht, Recht und Freiheit“ apostrophierte Propagandist der Grundsätze des Pädagogen Friedrich Froebel in Weimar als Pädagoge, 1857 als Pfarrer in Buttelstedt eine Anstellung. Als Proponent des Protestantenver. nahm er auch literar. an kirchenpolit. Fragen, insbes. zur synodalen Kirchenverfassung, Anteil. Seine literaturgeschichtl. Bedeutung liegt, abgesehen von eigenen Werken, in der Übers. und Vermittlung ung. Literatur, wofür ihn die Kisfaludyges. auszeichnete.

W.: s. u. Wurzbach.
L.: ADB; Szinnyei; Wurzbach; S. und seine Wahl zum Pastor an der Kreuzkirche in Hannover, 1853; M. Kolbenheyer, in: Der österr. Protestant 13, 1877, S. 165ff.; E. Steinacker, in: Dt. Rolandbuch für Geschlechterkde., 1918; K. Schwarz, in: Südostdt. Archiv 26/27, 1983/84, S. 100ff.; H. v. Hintzenstern, in: Thüring. Forschungen. FS für H. Eberhardt zum 85. Geburtstag, ed. M. Gockel – V. Wahl, 1993, S. 451ff.
(K. Schwarz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 159
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