Steinegger, Otto (1888–1950), Politiker und Beamter

Steinegger Otto, Politiker und Beamter. Geb. Innsbruck (Tirol), 8. 5. 1888; gest. ebd., 17. 1. 1950; röm.-kath. Sohn eines Postbeamten. Nach Besuch der Gymn. in Brixen (Bressanone) und Innsbruck stud. S. 1909–13 Jus an der Univ. Innsbruck und schloß mit dem Absolutorium ab. Im 1. Weltkrieg wurde er als Reserveoff. (1917 Oblt.) an die russ. und italien. Front einberufen und gründete danach den Kriegsteilnehmer- und Heimkehrerverband. Als Student ein begeisterter Anhänger Luegers (s. d.), schloß er sich der CSP an und gehörte 1925–29 als Abg. dem Tiroler LT an. Ab April 1929 war S. als Landesbeamter in verschiedenen Funktionen in der Bez.hauptmannschaft Innsbruck tätig. Nach der Ausschaltung des Parlaments 1933 war er Ende April/Anfang Mai 1934 kurze Zeit Mitgl. des verbliebenen Rumpfparlaments sowie 1934–38 Mitgl. des Staatsrats und des Bundestags. 1935 wurde er zum Landes-Wehrführer der kurzlebigen Kanzler-Dollfuß-Wehrverbände bestellt. Im März 1938 wurde S. seiner Amtsfunktionen enthoben und 1939 i. d. R. versetzt. Er war zunächst als Versicherungsagent tätig, danach wurde er dem Entgiftungstrupp Innsbruck zugeteilt. Von August bis Oktober 1944 war er in „Schutzhaft“ im Lager Reichenau bei Innsbruck. Ende April 1945 erfolgte seine Rehabilitierung als Landesbeamter und die Betrauung mit der Leitung des Liquidierungsamts bis zu seiner Dienstfreistellung als polit. Mandatar im Juni 1946. Bereits im Mai 1945 hatte S. in Innsbruck die Delegierten-Konferenz des Österr. Arbeiter- und Angestelltenbundes (ÖAAB), Landesgruppe Tirol, organisiert, dessen Obmannstellv. er wurde. 1946–50 war er auch Landesparteiobmann der Tiroler ÖVP und Mitgl. der Prov. Tiroler Landesversmlg., 1945–50 Abg. zum Nationalrat. Selbst aktiver Sportler, nahm S. schon vor 1938 Spitzenpositionen im Christl.-dt. Turnver. ein und verf. für diesen auch einige kurze Schauspiele. Nach 1945 war er Obmann des Landesverbands Tirol der Österr. Turn- und Sportunion.

L.: Tiroler Nachrichten, Tiroler Tagesztg., 18., 20., Tiroler Bauernztg., 19. 1. 1950; G. Enderle-Burcel, Christl.-ständ.-autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–38, 1991 (m. B.); M. Gehler, in: Volkspartei – Anspruch und Realität, ed. R. Kriechbaumer – F. Schausberger (= Schriftenr. des Forschungsinst. für polit.-hist. Stud. der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibl. 2), 1995, s. Reg.; Biograph. Hdb. der österr. Parlamentarier 1918–98, 1998; Die Matrikel der Univ. Innsbruck. Abt.: Rechts- und Staatswiss. Fak. 1, bearb. P. Goller, 1998, S. 532; Materialiensmlg. Österr. Ges. für hist. Quellenstud., Wien; Tiroler LA, Innsbruck, Tirol.
(G. Enderle-Burcel)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 166f.
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