Steiner von Pfungen, Joseph (1767–1836), Mediziner

Steiner von Pfungen Joseph, Mediziner. Geb. Sternberk, Mähren (Šternberk, Tschechien), 26. 4. 1767; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 2. 6. 1836; röm.-kath. Sohn eines Burggrafen, Vater von Eduard Frh. S. v. P. (s. u. Robert Frh. S. v. P.), Großvater von Robert Frh. S. v. P. (s. d.). Nach seiner Schulausbildung in Brünn (Brno) ab 1877 absolv. S. die phil. Jgg. an den Univ. Brünn und Olmütz und stud. Med. an der Univ. Wien, u. a. bei J. Barth, N. J. Frh. v. Jacquin (beide s. d.) und Maximilian Stoll; 1788 Dr. med. Angebote des anatom. Inst. der Univ. Lemberg sowie einer Stelle in den USA lehnte S. ab, sondern übernahm 1792 das Physikat der Stadt und Herrschaft Wischau (Vyškov). 1799 übersiedelte er nach Brünn, wo er seine ärztl. Tätigkeit zunehmend entfaltete. Nach der Schlacht bei Austerlitz (1805) leitete er sechs Spitäler, verrichtete die ärztl. Behandlung und assistierte 1828 bei einer der ersten fachgerechten Beinamputationen. 1806 wegen einer Typhus-Epidemie mit der Untersuchung der Anstalten des gesamten Landes beauftragt, trat er 1810 als Physikus der allg. Versorgungsanstalten in den Staatsdienst ein und wurde 1813 zum Oberdir. dieser Anstalten ernannt. Auf Grund von Versuchen zur Vorbeugung der Rinderpest wurde S. 1817 für neun Jahre zum Kanzler der mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn ernannt. Während dieser Zeit richtete er das von A. F. Gf. Mittrowsky v. Mittrowitz und Nemischl (s. d.) gegr. Franzensmus. ein, förderte den meteorolog. Ver. und verf. 15 Jahre lang die tägl. meteorolog. Berr. in der „Brünner Zeitung“. Darüber hinaus betreute er das San.referat des Guberniums. Neben seinen Fachpubl. versuchte er sich – allerdings weniger erfolgreich – in der Trivialliteratur. 1808 k. Rat, 1820 nob., 1824 Gubernialrat und mähr.-schles. Protomedicus und war u. a. Mitgl. der med. Fak. der Univ. Wien, w. M. der landwirtschaftl. Ges. in Wien, Ehrenmitgl. und später Assessor der Societät für gesamte Mineral. in Jena, Ehrenmitgl. der Schles. Ges. für Vaterländ. Kultur in Breslau (Wrocław) und der Märk. Ökonom. Ges. in Potsdam.

W. (auch s. u. Graeffer–Czikann): Vollständige Anzeige alles dessen, was zur bestimmteren Kenntniß der vereinigten Armen-Versorgungs-Anstalten in Brünn und Olmütz führen kann, 1814; Heil- und Schutzcur der Löserdürre, 1817; zahlreiche Beitrr. in Mitth. der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn, Hesperus; etc.
L.: Graeffer–Czikann (m. W.); Wurzbach; Ch. d’Elvert, Geschichte der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. … (= Schriften der hist.-statist. Section der mähr.-schles. Ges. 20), 1, 1870, S. 114, 157, 190, 225, 239, 243, 399, 2, 1870, 130ff.; K. Bednařík – V. Havelková, in: Časopisy a kalendáře vydávané Moravsko-slezskou společností pro zvelebení orby, přírodoznalství a vlastivědy v Brně. Bibliografie 1800–68, 1, 1977, S. 407; Lex. bedeutender Brünner Deutscher 1800–2000, ed. E. Pillwein – H. Schneider, 2000; R. Brázdil u. a., Meteorologická pozorování v Brně v první polovině 19. století ..., 2005, S. 149ff.; Moravský zemský archiv, Archiv města Brna, beide Brno, Zemský archiv v Opavě, Opava, alle Tschechien; Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
(G. Novotný)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 180f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>