Steiner, Jo (Josef) (1877–um 1935), Maler, Zeichner, Graphiker und Illustrator

Steiner Jo (Josef), Maler, Zeichner, Graphiker und Illustrator. Geb. Graz (Stmk.), 29. 5. 1877; gest. Berlin (?), Dt. Reich (Dtld.), um 1935; bis 1911 mos. Sohn eines Journalisten, Bruder von Julius (Gyula) S. (s. u.). S. nahm ersten Kunstunterricht in der Malschule von A. Penz (s. d.) in Adriach bei Frohnleiten und bildete sich anschließend vermutl. an der Wr. ABK und in Berlin weiter. Bereits 1900 trat er mit ersten Plakatentwürfen in Erscheinung, vor 1914 erschienen seine Plakate mit Porträts von Berliner Revueschauspielern bzw. Ankündigungen von Berliner Kabarett- und Varietéprogrammen. Im 1. Weltkrieg in Rußland und auf dem Balkan stationiert, geriet S. 1918 in montenegrin. Gefangenschaft. 1919 kehrte er nach Berlin zurück und gründete gem. mit seinem Bruder das Reklame- und Kunstatelier Ruka-S., das bis Mitte der 1920er Jahre existierte. S. gehörte 1910–20, gem. mit den österr. Künstlern Julius Klinger und Ernst Deutsch, zu den erfolgreichsten Plakatkünstlern in Berlin. Während seine Arbeiten vor 1914 in der Tradition des flächigen Stils des Dt. Sachplakats entworfen sind, manchmal auch karikaturhafte Szenen ins Bild setzen, zeigt sich nach 1918 die Annäherung an den Expressionismus und den Caligarismus des dt. Stummfilms. S. war Mitgl. des Reichsverbands bildender Künstler Dtld., des Verbands bildender Künstler Berlins, des Ver. Berliner Künstler und des Bunds dt. Gebrauchsgraphiker. Seine Plakate finden sich u. a. im MAK, in der Albertina (beide Wien), der Kunstbibl. Berlin und im Mus. für Kunst und Gewerbe Hamburg. S.s Bruder, der Bildhauer, Graphiker und Illustrator Julius (Gyula) S. (geb. Budapest, Ungarn, 9. 7. 1878; gest. nach 1937; bis 1912 mos.), stud. nach der Bürgerschule und 2 Jahren Staatsgewerbeschule 1894–99, vorerst als Gasthörer, an der Wr. ABK u. a. bei E. v. Hellmer (s. d.) und Kaspar v. Zumbusch, anschließend in Paris. Neben Porträtbüsten (u. a. von H. Jantsch, s. d.) schuf er auch zahlreiche Plakate, die sich stilist. nicht von denen seines Bruders unterscheiden. Auch er war Mitgl. des Reichsverbands bildender Künstler Dtld., des Ver. Berliner Künstler und des Bunds dt. Gebrauchsgraphiker.

L. (tw. auch für Julius S.): Kosel 1; Thieme–Becker; Das Plakat 3, 1912, S. 192ff., 4, 1913, S. 78, 5, 1914, S. 42, 10, 1919, S. 192ff. (m. tw. W.); O. Mascha, Österr. Plakatkunst, 1913, S. 81, 88f.; H. Sachs, in: Archiv für Buchgewerbe 52, 1915, S. 246; Gebrauchsgraphik 2, 1925, H. 4, S. 7, 45, 53, 3, 1926, H. 3, S. 47, 54, 56, 5, 1928, H. 2, S. 52, 6, 1929, H. 11, S. 52, 7, 1930, H. 12, S. 46; W. F. Schubert, Dt. Werbegraphik, 1927, S. 8, 115, 120f.; Dresslers Kunsthdb., ed. W. O. Dressler, 9, 1930; H. Rademacher, Das dt. Plakat von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1965, S. 54; Das frühe Plakat … 3, bearb. H. Hollmann, 1980, S. 277f.; R. Grohnert, in: Neue Werbung 37, 1990, H. 5, S. 34; J. Kamps, Stud. zur Geschichte des dt. Filmplakats von den Anfängen bis 1945, 2 Bde., phil. Diss. Mainz, 2000, S. 286, 879f.; ABK, Wien.
(Ch. Maryška)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 172
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