Steininger Josef, Publizist, Agitator und Landwirt. Geb. Hadersdorf am Kamp (NÖ), 30. 1. 1830; gest. Brunnkirchen (Krems an der Donau, NÖ), 5. 7. 1899. Sohn eines vermögenden Wirtschaftsbesitzers. S., der nur die Volksschule besuchen durfte, wurde danach für den bäuerl. Beruf bestimmt. 1848 gehörte er der Wr. Nationalgarde an und lernte dabei Kudlich (s. d.) kennen. 1857 heiratete er nach Gobelsburg und wurde dort Weinbauer. Die krisenhafte Entwicklung in der nö. Landwirtschaft und bes. im Weinbau in den 1860er Jahren veranlaßte ihn, sich der Agrarpolitik und –publizistik zuzuwenden. Er verf. ab 1865 Artikel und Aufrufe in Lokalztg., etwa der „Gemeinde-Zeitung“ oder im „Kremser Wochenblatt“, in denen er die Probleme der Bauern thematisierte, und organisierte Versmlgg. und Massenpetitionen. Als Vorkämpfer für eine gem. bäuerl. Interessenvertretung weckte S. durch seine Agitation das polit. Bewußtsein der nö. Bauern. Auf seine Initiative fand 1868 in Krems die erste große Bauernversmlg. in Österr. statt, der weitere folgen sollten. Allerdings blieb den dabei unterzeichneten Petitionen der Erfolg versagt. 1877–98 gab S. die Wochenztg. Mittelstraße heraus, die bald eine Aufl. von bis zu 4.000 Stück erreichte; 1884 gründete er den Österr. Bauernbund „Mittelstraße“. Das Programm, das auf dem ersten überregionalen Bauernkongreß in Wien 1893 entworfen wurde, bildete später die Grundlage für die Gründung des Nö. Bauernbunds durch Josef Stöckler (1906). S. starb völlig verarmt im Siechenhaus, nachdem er sein gesamtes Vermögen für seine polit. Tätigkeit aufgewendet hatte. Der Verband der Agrarjournalisten Österr. vergibt seit 1995 eine J.-S.-Urkunde als Anerkennung für einschlägige journalist. Leistungen.