Steinle, Eduard Jakob (Edward Jakob) von (1810–1886), Maler

Steinle Eduard Jakob (Edward Jakob) von, Maler. Geb. Wien, 2. 7. 1810; gest. Frankfurt am Main, Preußen (Dtld.), 18. 9. 1886; röm.-kath. Sohn des aus Schwaben zugezogenen Kupferstechers Johannes S. S. stud. ab 1823 an der Wr. ABK bei Kininger (s. d.) und war ab 1826 Privatschüler L. Kupelwiesers (s. d.). Auf dessen Vorschlag ging S. 1828 nach Rom, wo er sich dem Kreis der kath. Nazarener um Johann Friedrich Overbeck, Philipp Veit und J. v. Führich (s. d.) anschloß. Besonders Overbecks Œuvre war für S.s Entwicklung grundlegend; mit ihm arbeitete er 1829 auch an der Ausmalung der Portiuncula-Kapelle in Assisi. 1830 folgte aufgrund des Todes von S.s Vater ein kurzer Aufenthalt in Wien, anschließend arbeitete er bis 1833 wieder in Rom. Nach Wien zurückgekehrt, widmete er sich primär religiösen Sujets und entwarf kunstgewerbl. Gegenstände. Als Mitarb. von Peter Cornelius in München (1838) erlernte S. die Freskotechnik, in der auch seine monumentalen Hauptwerke entstanden. 1839 übersiedelte er – nach einer ersten Reise in das protestant. Frankfurt am Main und an den Rhein 1837 – endgültig nach Frankfurt, wo ihm Philipp Veit 1841 ein eigenes Atelier im Städelschen Kunstinst. zur Verfügung stellte; 1850 wurde S. an dieser Institution Prof. für Historienmalerei. In den Folgejahren hielt er sich zu Stud.zwecken mehrmals in Paris auf. Zwischen 1843 und 1858 schuf bzw. entwarf S. unter starker Beteilung von Schülern und Gehilfen seine wichtigsten Werke, darunter die großen zykl. Fresken, u. a. im Treppenhaus des Wallraf-Richartz-Mus. in Köln (zur Ausführung gelangten diese allerdings erst in den 1860er Jahren). S.s Werk ist v. a. mit der Entwurfsarbeit (Anfertigung der Kartons) monumentaler Ausstattungszyklen (Fresken und Glasmalerei) in Kirchen und öff. Gebäuden (u. a. Entwürfe für die maler. Innenausstattung des 1880 eröffneten Frankfurter Opernhauses) verbunden. Er gilt als letzter Vertreter der Nazarenerkunst in Frankfurt und als einer der Protagonisten der konservativen kath. Kirchenkunst nach der Mitte des 19. Jh. Diesen Prinzipien entspricht auch S.s Stilwahl mit der Dominanz von Flächigkeit, Kontur und Idealisierung in den Figurentypen. Neben den großen Freskenzyklen und zahlreichen Bildern mit religiöser Thematik ist auch eine Tätigkeit als Illustrator von Texten Shakespeares und Clemens Brentanos nachweisbar. S. war Mitgl. der Kunstakad. in München, Brüssel und Berlin, ab 1861 Ehrenmitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1868 Ehrenmitgl. der Wr. ABK; 1863 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1878 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez.; 1879 Erhebung in den Ritterstand.

W. (auch s. E. v. S. Des Meisters Gesamtwerk in Abbildungen, ed. A. M. v. Steinle, 1910, m. B.): Chor, Bildprogramme, 1843–46 (Dom, Köln); Marienkirche, 1865–66 (Aachen); etc.
L.: WZ, 20. 9. 1886 (A.); ADB; Bautz; Czeike; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Kosch; Thieme–Becker; Wurzbach; Die Nazarener in Rom …, Rom 1981 (Kat.); Frankfurter Biographie: personengeschichtl. Lex., ed. W. Klötzer (= Veröff. der Frankfurter Hist. Komm. 19), 1996; Kunst des 19. Jh., bearb. C. Wöhrer, 2000; Spätklassizismus und Romantik, bearb. Th. Vignau-Wilberg (= Gemäldekat. 4), 2003 (m. L.); The Dictionary of Art 29, 2006; C. Reiter, Wie im wachen Traume. Zeichnungen … der dt. und österr. Romantik, 2006, S. 253ff. (m. L.).
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 194f.
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