Steinmayr (Steinmair), P. Johann (1890–1944), Widerstandskämpfer, Seelsorger und Publizist

Steinmayr (Steinmair) P. Johann, SJ, Widerstandskämpfer, Seelsorger und Publizist. Geb. St. Magdalena in Gsies, Tirol (Santa Maddalena in Casies, Italien), 25. 9. 1890; gest. Brandenburg an der Havel, Dt. Reich (Dtld.), 18. 9. 1944 (hingerichtet); röm.-kath. Bergbauernsohn. Nach Gymn.besuch am Vinzentinum in Brixen (Bressanone) trat S. 1911 in Wien in den Jesuitenorden ein. Ein siebenjähriges Phil.- und Theol.stud. an der Univ. Innsbruck wurde durch einen fast einjährigen Einsatz in der Krankenpflege in einem Kriegslazarett 1916 erschwert. Schon in der Innsbrucker Zeit befaßte sich S. auch intensiv mit naturwiss. Stud., v. a. mit Mechanik, Meteorol. und Astronomie; so verf. er etwa später meteorolog. Berr. für Linzer Tagesztg. Nach der Priesterweihe 1919 in Stams vollendete er 1920–21 in Wien seine pastorale Ausbildung. 1920–26 und wiederum 1929–37 war S. in Wien tätig, dazwischen 1926–29 in Linz. Er wirkte in diesen Jahren als Prediger, Beichtvater, Kongregationspräses, Exerzitienleiter und religiöser Schriftsteller und sprach dabei bes. Akademiker und Konvertiten an. Nach Wien zurückgekehrt, war S. auch Mitarb. sowie zeitweise Red. der Z. „Der Eucharistische Völkerbund“. Ab 1937 in Innsbruck, wurde er nach der Vertreibung der Jesuiten aus der Stadt in das bischöfl. Seelsorgeamt als Referent für Familien- und Männerseelsorge übernommen, um die Pastorale in diesem Bereich zu intensivieren. Dabei war eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialist. Ideol. unvermeidl. Aufgrund eines Vortrags über Alfred Rosenbergs „Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts“ geriet S. erstmals in Konflikt mit der Gestapo, die ihm i. d. F. mit Hilfe eines als Konvertiten getarnten Konfidenten sowie eines weiteren Spitzels eine Falle stellte. Im Oktober 1943 verhaftet, wurde S. nach Berlin überstellt und vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz des Gerichtshofspräs. Roland Freisler im August 1944 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod durch Enthauptung verurteilt; trotz verschiedener Gnadengesuche wurde das Urteil einen Monat später im Zuchthaus Brandenburg-Görden vollstreckt.

L.: B. M. Kempner, Priester vor Hitlers Tribunalen, 1966, bes. S. 402ff. (m. Tagebuchauszügen u. B.); Zeugen des Widerstandes, bearb. J. Holzner u. a., 1977, S. 95ff.; J. Innerhofer, Südtiroler Blutzeugen zur Zeit des Nationalsozialismus, 1985, S. 70ff. (m. B.); Gelitten für Österr., 1989 (m. B.); Mitt. Anton Pinsker SJ, Wien (gest.).
(J. Reiter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 196f.
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