Steiskal, Theodor (1876–1945), Pädagoge

Steiskal Theodor, Pädagoge. Geb. Wien, 19. 12. 1876; gest. ebd., 11. 7. 1945. Nach Absolv. der Staatslehrerbildungsanstalt in Wien-Landstraße (1890–95) war S. zunächst Volksschullehrer in Wien, begann aber bald eine wiss. Karriere, vorerst als Vortragender bei Lehrerversmlgg. und als Red. der in Wien erschienenen Z. „Pädagogisches Jahrbuch“. Dadurch als Fachmann in pädagog. Fragen bekannt geworden, wurde S. 1919 in die von O. Glöckel (s. d.) eingerichtete Schulreformabt. des damaligen Österr. Unterrichtsamts (später Schulwiss. Abt. des Bundesmin. für Unterricht) bzw. in die darin integrierte Abt. für Schulen berufen. Bis zu seiner wegen seiner sozialdemokrat. Einstellung erfolgen vorzeitigen Versetzung i. d. R. 1934 entfaltete S. in dieser Position eine rege und effektive Aktivität insbes. auf dem Gebiet der Schulversuchsarbeit, deren theoret. Fundierung einerseits die zeitgenöss. experimentelle Pädagogik nach Ernst Meumann und andererseits Johann Heinrich Pestalozzi lieferten. Ziel der großangelegten administrativen Initiative war es, dessen drei kardinale didakt. Prinzipien, näml. Anschaulichkeit/Bodenständigkeit, Selbsttätigkeit und Handarbeit, auf die Möglichkeiten ihrer Realisierung in der jeweiligen pädagog. Situation zu prüfen und zu adaptieren bzw. zu realisieren. Im Zusammenhang damit stehen S.s Bemühungen, den pädagog. Status quo durch die Erforschung des Charakters und der Leistung des einzelnen Schulkinds durchschaubar zu machen, um auf dieser Grundlage eine Optimierung der unterrichtl. Abläufe zu erreichen. Als Kern der bildungstheoret. und bildungspolit. Intention S.s ist somit die Verbindung und Versöhnung der Prinzipien Rationalität und Kreativität, das heißt Anleitung zur selbsttätigen Entfaltung dieses Potentials, anzusehen. Einen Namen machte sich Reg.Rat S. schließl. auch als derjenige, der die zeitgenöss. pädagog. Versuchsarbeit in Österr. protokolliert sowie Bibliographien zum Thema österr. Schulreform publ. hat und anläßl. des Todes von Glöckel ein erstes zusammenfassendes Resümee der schulreformer. Bestrebungen desselben veröff.

W.: Individual- oder Sozialpädagogik?, 1909; Pestalozzi und das Prinzip der Arbeitsschule, in: Pädagog. Jb. 34, 1911; Der Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechtes, ebd. 36, 1913; Das Ökonomieprinzip in Wirtschaft und Erziehung, ebd. 41, 1918; Schülerbeschreibung, in: Volkserziehung, Pädagog. Teil 11, 1919; Versuchsschulen und Versuchsklassen, ebd. 20, 1919; Auf dem Wege von der Theorie zur Praxis der Arbeitsschule, 1920; Zeitgemäße Beurteilung der Schulkinder und ihrer Leistungen, in: Volkserziehung, Pädagog. Teil 5, 1921; Die Schulklasse eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, 1926; J. H. Pestalozzi, der Sozialphilosoph und Pädagog, 1927; Auf dem Wege zur Reform der Schulerziehung, 1929; O. Glöckel, Die österr. Schulreform, in: Pädagog. Bll. 2, 1935, H. 10, 3, 1936, H. 1. – Ed.: Lektüre des Schulreformers, 1921; Pädagog. Versuchsarbeit in Österr., 2 Bde., 1922; Praxis und Theorie der Schulkl. als Arbeits- und Lebensgemeinschaft, 1931 (gem. m. E. Burger); etc.
L.: L. Scheuch, in: Erziehung und Unterricht, 1946, S. 486ff. (m. B.); Lex. der Pädagogik 3, 1952; Österr. Lex., ed. R. Bamberger – F. Maier-Bruck, 2, 1967; WStLA, Wien.
(E. Lechner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 201f.
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