Steller, Johann (1768–1857), Pfarrer

Steller Johann, Pfarrer. Geb. Kirchdrauf, Ungarn (Spišské Podhradie, Slowakei), 16. 7. 1768; gest. Thening (OÖ), 27. 8. 1857; evang. AB. Sohn eines Kupferschmieds. S. besuchte Schulen in seinem Geburtsort, in Leutschau (Levoča), Eperies (Prešov), schließl. die theol. Akad. in Preßburg. Sein Theol.stud. rundete er 1793 an der Univ. in Tübingen ab (an dieser 1857 Dr. theol. h. c.). Danach wirkte er als Lehrer in der Zips, 1805 wurde er Rektor der Trivialschule in Georgenberg (Poprad-Spišská Sobota), ehe er noch im selben Jahr zum Prediger der evang. Gmd. in Hartfeld (Galizien) berufen wurde. 1813 folgte er einem Rufe nach Thening, wo er bis 1854 wirkte. 1820 wurde er als Senior der oö. Gemeinden bestellt, 1827 mit der prov. Leitung der oö. Superintendenz betraut und 1832 def. bestellt, obwohl sein Wirken durch zunehmende Sehschwäche, die zur vollständigen Erblindung führte, stark beeinträchtigt war. Seine Tätigkeit als Superintendent umfaßte nicht nur die Aufsicht über die Gemeinden in der restaurativen Ära des Vormärz, in der schikanöse Maßnahmen der Behörden gegenüber den Evangel. in Linz auf der Tagesordnung standen, sondern auch die Integration der Gemeinden in einem luther.-konfessionalist. Sinn. An die Wr. Augustkonferenz 1848, die sich als Vorsynode einer von staatl. Kontrolle befreiten Kirche verstand und eine zeitgemäße Kirchenreform proklamierte, richtete er eine deutl. Warnung vor übereilten Unionsversuchen zwischen AB und HB.

W.: Predigten; diverse Schriften.
L.: (J. Geyer), Kurzer Lebensabriss und Begräbnisfeier des hochwürdigen Herrn J. S., 1857; L. Temmel, Evang. in OÖ, 1982, S. 80; K. Schwarz, in: Jb. der Ges. für Geschichte des Protestantismus in Österr. 99, 1983, S. 58ff.; G. Reingrabner, in: Glaube und Heimat, 1987, S. 37ff.; I. Gémes, Hungari et Transylvani Kárpat-medencei egyetemjárók Tübingenben (1523–1918), 2003; G. Marinelli-König, Oberungarn (Slowakei) in den Wr. Z. und Almanachen des Vormärz (1805–48) (= Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 711), 2004, s. Reg.; A. Meißner – A. Hagmüller, Von Teno bis Thening, o. J., passim.
(K. Schwarz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 203f.
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