Stephani (Stephany), Albert von (1810–1844), Turnpädagoge

Stephani (Stephany) Albert von, Turnpädagoge. Geb. Brilon, Preußen (Dtld.), 1810; gest. Wien, 26. 12. 1844. Sohn eines preuß. Off., Halbbruder von Rudolf v. S. (s. d.). S. besuchte das Gymn. Schulpforta (Bad Kösen) und lernte dann in der Berliner Turnanstalt von Ernst Eiselen das Jahnsche Turnen kennen, das er in orthopäd. Inst. in Berlin, ab 1836 in Pest (Budapest) und ab 1838 an der neugegr. Anstalt des Dr. Zink in Wien unterrichtete. Sein Lehrfach bezeichnete er als „medizinische und allgemeine Gymnastik“. Der bekannte Wr. Arzt Franz Wirer v. Rettenbach ermöglichte ihm den Zugang zu prominenten Wr. Adelsfamilien (Metternich, Schwarzenberg, Liechtenstein, Taaffe), die S. i. d. F. für das Turnen gewinnen konnte und in deren Palais und Gärten er Turngeräte aufstellen durfte. 1838 wurde S. von Gf. Ludwig Taaffe, der als Kurator der Theresian. Ritterakad. die Gymnastik als Unterrichtsgegenstand dort einführte, als Turnlehrer an diese Anstalt berufen. 1839 wurde S. auch Lehrer für Gymnastik an der Ing.-Akad., die unter der Leitung von Erzhg. Johann (s. d.) stand. Im selben Jahr gründete S. eine private Turnanstalt in Wien, die ab 1841 auch für Mädchen zugängl. war. Diese war zuerst auf dem Kohlmarkt und später nach wiederholten Umzügen ab 1840 in der Bäckerstraße (beide Wien 1) untergebracht. Auf Initiative Wirers richtete S. in Ischl (Bad Ischl) eine gymnast. Anstalt zu Kurzwecken ein, deren Leitung Rudolf v. S. übernahm. Die turner. Übungen beschrieb S. 1843 in seinem „Gymnastischen Merkbüchlein“, das stark an die „Turntafeln“ Eiselens von 1837 angelehnt ist. Eine Weiterentwicklung der Systematik dieser Turnübungen hat S. nicht geleistet.

L.: Encyklopäd. Hdb. des gesamten Turnwesens 3, ed. C. Euler, 1896; E. Mehl, in: Bundesturnztg. 8, 1927, S. 240ff., 257f., 271ff., 291f., 303f., 320, 323, 336, 347, Beilage „Der Turnwart“, S. 36 (m. B.); J. Strohmeyer, Untersuchungen zur Entwicklung der Leibesübungen an den Schulen Wiens im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1959, S. 239ff.; I. Weiler u. a., Grundbegriffe und Persönlichkeiten der Geschichte der Leibesübungen (= Stud.texte zur Leibeserziehung 15), 1975, S. 155.
(S. Grössing)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 213f.
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