Štěrba-Böhm, Jan Stanislav (1874–1938), Chemiker und Pharmazeut

Štěrba-Böhm Jan Stanislav, Chemiker und Pharmazeut. Geb. Sezemitz, Böhmen (Sezemice, Tschechien), 9. 11. 1874; gest. Prag, Tschechoslowakei (Praha, Tschechien), 1. 1. 1938. Sohn eines Off. Nach Besuch des Gymn. (ohne Abschluß) in Prag war Š. drei Jahre lang Praktikant in einer Apotheke in Beneschau (Benešov) und legte 1892 die Tirozinalprüfung in Tabor (Tábor) ab. 1892–94 stud. er Pharmazie an der phil. Fak. der dt. Univ. Prag; 1894 Mag. pharm. Als Einjährig-Freiwilliger absolv. Š. den Militärdienst in der Apotheke des Militärkrankenhauses in Dubrovnik, dann folgten drei Jahre in verschiedenen Apotheken u. a. in Belgrad, Florenz, Wien und Mödling. Š. reiste in den Nahen Osten, nach Ägypten und Palästina. Ab 1898/99 stud. er als ao. Hörer Chemie an der dt. Univ. Prag, legte 1900 die Matura in Prag ab und stud. ab 1900 an der Sorbonne in Paris u. a. bei Henri Moissan. Sein bes. Interesse galt den Edelgesteinelementen. 1903 Dr. phil. an der Univ. Prag. Zunächst Ass. der pharmazeut. Chemie bei August Bělohoubek, absolv. Š. einen kurzen Stud.aufenthalt in Leipzig bei Wilhelm Ostwald und Robert Luther. Wieder in Prag befaßte sich Š. mit der chem. Wirkung der Kathodenstrahlen auf Alkalisalze, arbeitete mit Bělohoubek an der tschech. Übers. des österr. Arzneibuchs und widmete sich der Chemiegeschichte. 1908 habil. sich Š. als erster Doz. für Chemiegeschichte. Sein Hauptinteresse aber galt der anorgan. Chemie. So erweiterte er 1911 seine Venia docendi um dieses Fach, 1913 ao., 1920 o. Prof. Anfang der 20er Jahre wurde Š. Vorstand des Inst. für pharmazeut. und angewandte Chemie der dt. Univ. in Prag. Š. befaßte sich mit Skandium, das damals noch wenig erforscht war, und, untersuchte 40 neue Verbindungen dieses Elements. Darüber hinaus veröff. er analyt. Stud. über andere Elemente wie Zer, Molybden, Blei, Aktinium, Polonium, über radioaktive Minerale, u. a. Uranpecherz, Písekit, Quellensedimente im Kurort Teplitz-Schönau (Teplice) sowie über Heilmittel, darunter Wismutverbindungen, Derivate der Salizylsäure und Pflanzenextrakte. Bes. Aufmerksamkeit widmete er der Bearbeitung des Tschechoslowak. Arzneibuches, das, 1947 hrsg., international hohes Ansehen erfuhr. Neben Arbeiten über Arzneibücher verf. Š. auch biograph. Arbeiten. Ab 1928 Vors. der zweiten tschechoslowak. Arzneibuchkomm., führte er deren Chemiesektion. Ebenso war er Verwaltungsdir. des Gebäudes der Chemieinst., red. die von der Fak. für Naturwiss. der dt. Univ. Prag hrsg. Schriften, war Prodekan und Dekan dieser Univ. (1928/29), Vors. des Zentralkomitees für den Schutz der Zivilbevölkerung, Mitgl. der Česká akad. věd a umění, ao. Mitgl. der Kgl. böhm. Akad. der Wiss., k. Mitgl. der Union Internationale des Employés de Pharmacie, Mitgl. der Tschech. Apothekerges. sowie ab 1936 stellv. Vors. der Fédération Internationale de Pharmacie.

W.: Ein Beitr. zur Untersuchung der Zerverbindungen, in: Rozpravy České akad. císaře Františka Josefa pro vědy, slovesnost a umění, třída II. mathematicko-přírodnická 12, 1903; Ber. über die chem. Wirkungen der Kathodenstrahlen, in: Jb. der Radioaktivität und Elektrotechnik 4, 1907; Dějiny chemie. Část I, doba kvalitativná čili období theorie flogistonové, 1907; Ein Beitr. zur Kenntnis des Skandiums, in: Z. für die Elektrochemie 20, 1914; zahlreiche Beitrr. in Comptes Rendus de l´Acad. des Sciences, Časopis československého lékárnictva; etc.
L.: Who´s Who in Central and East-Europe 1933/34, 1935; J. H. Křepelka, J. S. Š., 1939; J. Hladík – R. Fundárek, in: Farmaceutický obzor 31, 1962, S. 168.; L. Niklíček u. a., in: Dějiny věd a techniky 12, 1979, S. 24f.; M. und B. Melichar, in: Československá farmacie 33, 1984, S. 349f.; dies., in: Univ. Carolina Pragensis, Folia Pharmaceutica 10, 1986, S. 9f.
(P. Drábek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 216f.
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