Stermich (Stermić, Strmić) von (de, di) Valcrociata, Nicolò (Nikolaus) (1839–1896), Komponist und Violinist

Stermich (Stermić, Strmić) von (de, di) Valcrociata Nicolò (Nikolaus), Komponist und Violinist. Geb. Zara, Dalmatien (Zadar, Kroatien), 17. 2. 1839; gest. ebd., 16. 4. 1896; röm.-kath. Sohn von Anton(io), Bruder von Simeone (Šime) S. v. (di) V. (beide s. u.), Vater des Pietro (Peter) S. v. (di) V. (s. d.). S. stud. 1852–57 am Mailänder Konservatorium u. a. bei Lauro Rossi Violine und privat Komposition bei Pasquale Bona, dem er auch sein erstes, 1861 in Zara uraufgef. Bühnenwerk „Desiderio, Duca d’Istria“ (auch unter dem Titel „Rachis“) widmete. Nach Zara zurückgekehrt, bekleidete S. eine Reihe von kulturellen Funktionen (u. a. als Dir. der von seinem Vater 1858 mitbegründeten Philharmon. Ges. und als Orchesterdir. am Teatro Nuovo), konzertierte wiederholt als Violinist und begründete das erste ständige Streichquartett in Zara. Hauptsächl. widmete er sich aber der Komposition. Sein Hauptwerk, die Oper „La madre slava“, in der er zwei populäre kroat. Gesänge verwendete und die er dem Hauptvertreter des kroat. Nationalismus, Josip Juraj Strossmayer, widmete, wurde 1865 in Triest und 1866 in Agram mit großem Erfolg aufgef. Sie stellt den vielleicht einzigartigen Versuch dar, die italien. Operntradition eines G. Verdi mit dem dem Geiste des Illyrismus verpflichteten nationalkroat. Opernschaffen eines Lisinski (s. d.) zu vereinigen, und entspricht so S.s polit. Positionierung zwischen dem Slawentum und seiner späteren radikalen Wandlung zum Verfechter des Italienertums. Unter seinen zahlreichen weiteren Kompositionen finden sich u. a. die Symphonie „Nei giorni campestri“ (1861), die verlorengegangenen Opern „Sordello“ (1870) und „Jakvinta“ (1879?), die Kantate „Sacro é pel Dalmata“ für Soli, Chor und Orchester (1875) sowie Violinkonzerte, Chöre und Kammermusik. Sein Vater, Anton(io) S. v. (di) V. (geb. Zara, 5. 11. 1798; gest. ebd., 6. 5.1866), besuchte das Gymn. in Spalato (Split) und stud. an der Univ. Padua Jus. 1820 Dr. jur., trat er 1821 beim Gubernium für Dalmatien als Konzeptspraktikant ein, avancierte bis zum Gubernialsekr. (1838) und trat 1852 i. d. R. Er war 1839 wesentl. an der Einrichtung eines Monte di Pietà (Leihanstalt) beteiligt, den er finanziell großzügig unterstützte. Auch als aktiver Musiker und kompositor. (Klaviermusik) tätig, schrieb er u. a. 1824 aus einem patriot. Anlaß die Kantate „Il ritorno di Giasone in Liburnia“. Er beteiligte sich an der Gmd.verwaltung von Zara und fungierte 1861–66 als einer der Vertreter der gegen eine Wiedervereinigung Dalmatiens mit Kroatien arbeitenden Autonomiepartei als Abg. zum dalmatin. LT. Er wurde 1843 mit dem Ehrenwort „Edler“ und dem Prädikat „von Valcrociata“ nob., erhielt 1863 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und wurde 1865 in den Ritterstand erhoben. Ein Bruder Nicolòs, Dr. Simeone (Šime) S. v. (di) V. (geb. Zara, 26. 6. 1825; gest. ebd., 10. 1. 1893), trat in Zara wiederholt als Gesangssolist (Bariton), u. a. 1860 in Rossinis „Stabat mater“ und 1865 in Verdis „La traviata“, auf. Er war ab 1863 auch als Vorstandsmitgl. der Philharmon. Ges. tätig.

L.: Wurzbach; A. de Benvenuti, Storia di Zara …, 1952, S. 234; V. Katalinić, in: Arti musices 12, 1981, S. 83ff.; Leksikon jugoslavenske muzike 2, 1984 (auch für Anton und Simeone S. v. V.); A. Sessa, Il melodramma italiano 1861–1900, 2002 (m. L.); C. Brugnera, in: Musica e storia 12, 2004, S. 591ff. (m. B.). – Anton S. v. V.: Wurzbach (s. Stermić de V. Nikolaus); A. de Benvenuti, Storia di Zara …, 1952, S. 258; J. Perić, Dalmatinski sabor, 1978, S. 54, 216, 225; AVA, Wien.
(P. Kuret – H. Reitterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 220f.
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