Stern, Julius (1865–1939), Journalist

Stern Julius, Journalist. Geb. Rudolfsheim, NÖ (Wien), 20. 3. 1865; gest. Brüssel (Belgien), 30. 3. 1939; mos. Sohn von Leopold S. (s. u.). Nach Absolv. des Gymn. stud. S. an der Univ. Wien (nicht nachweisbar). Seine journalist. Laufbahn begann er als Lokal- und Parlamentsberichterstatter bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“, ab 1888 war er außerdem Mitarb. des „Fremden-Blatts“, wo er bald die Stelle eines Theaterkritikers und Feuilletonisten einnahm. Nach der Einstellung dieser Ztg. wurde S. 1919 zunächst Mitarb. des „Neuen Wiener Tagblatts“ und danach Red. der „Volks-Zeitung“, in der er bis 1938 jede Woche ein Theaterfeuilleton veröff., das sich durch große Kenntnis der und Rückblenden auf die Geschichte von Sprech- und Musiktheater auszeichnete; daneben hielt er auch literaturgeschichtl. Vorträge im Rundfunk. 1892 Mitgl., 1909 Vizepräs. des Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“, war S. Schriftführer und Mitgl. des Akad.komités, Organisator zahlreicher gesellschaftl. und Wohltätigkeitsveranstaltungen und verf. 1909 gem. mit Sigmund Ehrlich die FS „Journalisten- und Schriftsteller-Verein ‚Concordia‘. 1859–1909“. 1910 wurde er in das Exekutivkomité des Österr. Roten Kreuzes aufgenommen, übernahm während des 1. Weltkriegs die Leitung von dessen Presseabt. und veröff. in dieser Funktion mehrere Berr. und zahlreiche Artikel über die Tätigkeit der Organisation. Im Dezember 1938 emigrierte er zu seinem Sohn, dem Philosophen Alfred S. (1899–1980), nach Brüssel. Für seine publizist. Tätigkeit und die Mitarb. im Rahmen des Roten Kreuzes wurde S. mehrfach ausgez.: 1899 Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1912 Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1921 Reg.Rat und 1935 Ehrenring der „Concordia“. Sein Vater, der Kantor und Religionslehrer Leopold S. (geb. Mährisch-Weißkirchen, Mähren / Hranice, Tschechien, 20. 2. 1826; gest. Wien, 21. 11. 1900; mos.), trat 1852 in den Dienst der IKG von Sechshaus (heute Wien 15) und wurde vom ersten Kantor dieser Gmd., Moritz Friedmann, einem Schüler von Salomon Sulzer, ausgebildet. Er wirkte ab 1852 auch als Schulgehilfe, ab 1858 als Religionslehrer und – als Nachfolger Friedmanns – als Kantor. In seine langjährige Dienstzeit fiel auch der Bau (1871–72) des von Karl König (s. d.) errichteten, über 800 Personen Platz bietenden Fünfhauser Tempels. Leopold S., auch 2. Vizepräs. des österr.-ung. Cantoren-Ver. und mehrere Jahre Mitgl. des Ortsschulrats für Rudolfsheim, verf. eine als Quelle wertvolle Geschichte der IKG seines Bez.

W.: 50 Jahre Hoftheater …, 1898, 2. Aufl. 1900 (gem. m. R. Lothar); Ber. über die Kriegstätigkeit der österr. Ges. vom Roten Kreuze 1914–17, 1917; etc. – Übers. von Operetten-Libretti, 1888ff. – Leopold S.: Geschichte der Israelit. Cultusgmd. im Bez. Sechshaus (1846–92) anläßl. deren Vereinigung mit der israelit. Cultusgmd. in Wien …, 1892 (m. biograph. Angaben).
L.: Die Fackel, s. Reg.; Eisenberg 1; Hdb. jüd. AutorInnen; Kosch; P. Eppel, „Concordia soll ihr Name sein …“, 1984, s. Reg.; M. Schmolke, Wegbereiter der Publizistik in Österr. (= Neue Aspekte in Kultur- und Kommunikationswiss. 6), 1992, S. 244f.; A. Schnitzler. Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnisse 1879–1931, 2000, s. Reg.; AdR, DÖW, HHStA, Tagbl.Archiv, alle Wien; Mitt. Ilse Brandner-Radinger, Wien. – Leopold S.: Die Neuzeit, 23., 30., Dr. Bloch’s Oesterr. WS, 30. 11. 1900; Die Wahrheit 20, 1900, Nr. 44, S. 8f.; P. Steines, Hunderttausend Steine, 1993, S. 196.
(H. Reitterer – Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 227f.
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