Sternberg, Julian (1868–1945), Journalist

Sternberg Julian, Journalist. Geb. Wien, 8. 11. 1868; gest. Havanna (Kuba), 28. 6. 1945; mos. Sohn eines Bankbeamten, ab 1919 mit Blanche S., geb. Schnitzer (geb. Paris, Frankreich, 27. 2. 1877), verehel. Nach Absolv. des Gymn. stud. S. ab 1887 mit Unterbrechungen Jus an der Univ. Wien; 1895 Dr. jur. Daneben war er bereits journalist. tätig, anfangs als Mitarb. des „Wiener Tagblatts“ und mehrerer humorist. Z., 1894 als Lokal- und Nachtred. bei der „Deutschen Zeitung“, später bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“; ab 1895 arbeitete er auch für die Wirtschaftsztg. „Die Arbeit“ und war daneben langjähriger Korrespondent der „Breslauer Zeitung“. 1898 trat S. in die Red. der „Neuen Freien Presse“ ein (Chronik, Kommunales und Theaterkritik), fungierte 1903 bis März 1938 als deren verantwortl. Red. und verf. ab 1918 für dieses Bl. auch zahlreiche Feuilletons, Theaterkritiken und Buchbesprechungen. Ab 1894 war S. Mitgl., ab 1933 Vizepräs. des Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“, nach 1918 Mitgl. und später jahrelang Anwalt der Journalistengewerkschaft (Organisation der Wr. Presse), für die er u. a. an den Verhh. über die Pressegesetznovelle 1928/29 teilnahm und Anfang März 1933 eine, einhellig angenommene, Resolution gegen die Einführung der Vorzensur in Österr. vorschlug. Ab dem Frühjahr 1934 gehörte S. dem Präsidium der Gewerkschaft der Journalisten ebenso wie dem Präsidium und Standesstrafsenat der Österr. Pressekammer an. Kurz nach dem „Anschluß“ 1938 aus der Red. entlassen, lebte er, nachdem eine Ausreise nach New York Ende September 1939 vermutl. wegen des Kriegs gescheitert war, bis zu seiner Flucht unter wechselnden Adressen in Wien. Eine im Sommer 1941 geplante größere wiss. Publ. kam nicht mehr zustande. Ende September 1941 gelang es ihm schließl., zusammen mit seiner Frau, mit einem der letzten Transporte vermutl. über Barcelona nach Havanna zu flüchten. Seine Frau kehrte vermutl. 1948 nach Wien zurück.

L.: NFP, 14. 11. 1928, 19. 3. 1938; Die Fackel, s. Reg.; Eisenberg 1; Hdb. jüd. AutorInnen; Jb. der Wr. Ges.; Kosel 1; P. Eppel, „Concordia soll ihr Name sein …“, 1984, s. Reg.; G. Steinberger, Vernichtung, Vertreibung, Anpassung und Aufstieg von Journalisten im „Ständestaat“ und im „Dritten Reich“ 2, phil. DA Wien, 1990; Ein Stück Österr. 150 Jahre „Die Presse“, ed. J. Kainz – A. Unterberger, 1998, S. 150f.; AdR, Tagbl.Archiv, UA, WStLA, alle Wien.
(Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 235
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>