Sternberg Kaspar (Maria) Gf. von, Paläontologe, Botaniker und Geognost. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 6. 1. 1761; gest. Březina, Böhmen (Tschechien), 20. 12. 1838; röm.-kath. Sohn von Johann Gf. v. S. (1713–1798) und Cousin von Franz Josef Gf. v. S.-Manderscheid (s. d.). Nach dem Unterricht bei Hauslehrern absolv. S. das Priesterseminar im Collegium Germanicum in Rom und erhielt 1784 eine Stelle am Regensburger Domkapitel, wo er bis 1810 die geistl. Karriere verfolgte. Geprägt von der Maria Theresian. Aufklärung, fand S. von den Eindrücken der Französ. Revolution und der Napoleon. Kriege in den Naturwiss. Ablenkung. Er trat der Regensburger Botan. Ges. bei und gründete einen botan. Garten und eine naturwiss. Akad. Ab 1802 leitete er unter dem ebenfalls aufgeklärten Fürstprimas Theodor v. Dalberg für vier Jahre das Regensburger Landesdirektorium. Mit der Zerschlagung seiner Hoffnungen auf die Position des Koadjutors an der Seite Dalbergs brach S. 1810 seine geistl. Karriere ab und übernahm als einziger Hinterbliebener das böhm. Gut seiner Familie in Březina bei Rokitzan. In der Hingabe an seine naturwiss. Interessen wußte er die Wartung des Gutes glückl. mit der Erforschung und Nutzbarmachung belebter und unbelebter Natur zu verbinden. S. erfaßte im wiss. Geschehen seiner Zeit die Notwendigkeit eines intensiven Gedankenaustausches, der über die Landesgrenzen hinausgehen sollte. So wurde er eifriger Mitwirker an den von Lorenz Oken 1822 ins Leben gerufenen Versmlgg. der Ges. dt. Naturforscher und Ärzte. Um auch Böhmen zu einiger wiss. und kultureller Geltung zu verhelfen, gründete S. 1818 zusammen mit S.-Manderscheid, F. Gf. v. Klebelsberg-Thumburg und F. A. Kolowrat-Liebsteinský (alle s. d.) das Vaterländ. Mus. in Böhmen. S. verf. mehr als 100 Publ. aus dem Bereich der Botanik, Paläobotanik und Geognosie sowie zur Kommerzialisierung und Nutzbarmachung der böhm. Bodenerzeugnisse. Als ein botan.-geognost. Pionierwerk darf sein „Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt“ (1820–38) angesehen werden, in dem er die Kontinuität in der Artenabfolge der vorweltl. Flora über geolog. Zeiträume hinweg nachweist und die morpholog. Ähnlichkeit vorweltl. Pflanzenarten mit jenen der rezenten Flora bestätigt. Darüber hinaus wies er auf die stratigraph. Bedeutung bestimmter vorweltl. Pflanzengattungen hin.